■ Vorschlag: Frau, Fenster, Interieur – Norbert Tadeusz in der Galerie Pels-Leusden
Die aktuelle Ausstellung „Bilder 1961 – 1974“ des 1940 in Dortmund geborenen Künstlers zeigt einen Werkkomplex, der als eine Orientierungssuche des Malers gelten kann. Die Bilder wirken manchmal etwas schwer; die Raumausschnitte und Figuren sind Bruchstücke subjektiver Betrachtung. Drei Themenschwerpunkte hatte Norbert Tadeusz abgearbeitet: Frau, Fenster, Interieur. Dabei versteckt sich das Schöne irgendwo zwischen den Obsessionen einer gewissen Sybille und dem melancholischen Fensterausblick, der ins Nirgendwo weist. Besonders bei den „Fensterbildern“ ist dem Betrachter nicht klar, ob der Künstler den Ausblick am Ende doch noch trübt; – mit einem grellen Tuch etwa, das den Blick versperrt, oder einem Sofakissen, des mit zotteligen Fransen und grellen Stickereien zu beieindrucken versucht. Der Beuysschüler und jetzige Professor für Bildende Künste in Braunschweig hatte nach anfänglichen skulpturalen Versuchen sich fest der traditionellen Malerei verschrieben. War aber mittels Tafelbild schon alles gesagt?
Diese künstlerische Haltung, die durch Pop-art, Minimal-art, Konzept- und Politkunst vorgegeben waren, steht am Rande. Sie genügt sich scheinbar selbst, weil sie mittels der Einflechtung einer ganz subjektiven Sicht auf die Dinge den Kontext sogar noch erweitern kann. Trotzdem tauchen aber in diesen peinlichen Analysen der Umgebung Reminiszenzen bis hin zu Edward Hopper auf. „Ich male, was ich gesehen habe“, sagt der Künstler, der später mit Darstellungen von Schlachthausszenen und Tierkadavern provozierte, nüchtern zu seinem Werk. Die jetzt ausgestellten Arbeiten sind aber noch eigentümlich still. Obwohl sich schon im Blick auch auf das Modell der rassigen Heidi eine gewisse Lust am Fleisch andeutet. Eine lähmende Ruhe vor dem Sturm der Exzesse. In „Jasmin“ zeigt der Maler eine Fünfziger-Jahre-Bar pur: samtig rote Sessel und verstaubtes Interieur. Menschen fehlen freilich an dem Ort stilvoller Gesellschaft, wie in den meisten dieser Ausblicke auf die Umgebung. Dafür bestechen leere Flure, peinliche Beobachtungen der Fenster des Hauses gegenüber und das gemalte Hemd des Künstlers, das von einem Bügel hängt. Einzig eine Frau hat der Maler einmal in die Landschaft gestellt; sie spielt als Gekreuzigte die Rolle eines modernen Opfers. Die Banalität, die Beiläufigkeit in den meisten dieser Gemälde ist erschreckend und faszinierend zugleich. Norman Lindner
Norbert Tadeusz „Bilder 1961-1974“ in der Galerie Pels-Leusden, Fasanenstraße 25, bis 7.11., Mo-Fr 11-18.30 Uhr, Sa. 11 – 16 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen