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VW-Chef Piäch läßt den Wolf los

Volkswagen bringt als erstes Unternehmen ein Dreiliterauto auf den Markt. Der Autokonzern schätzt, daß er nur 50.000 Stück des Leichtautos Lupo verkauft  ■ Von Manfred Kriener

Berlin (taz) – Zwei Tage nach dem Wahltriumph von Rot-Grün hat VW-Chef Ferdinand Piäch unter großem Trommelwirbel das „weltweit erste Dreiliterauto“ auf dem Pariser Automobilsalon vorgestellt. Volkswagen sparte gestern nicht mit Superlativen: Der neue Lupo TDI sei ein „Verbrauchswunder“ und „das umweltfreundlichste Auto der Welt“.

Die Neuentwicklung ist ein direkteinspritzender Dreizylinder mit 61 PS, der im Fahrzyklus 2,99 Liter Diesel verbrauchen soll. Die Verbrauchssenkung gegenüber dem Normal-Lupo – er frißt rund 6 Liter Benzin – wurde vor allem durch Leichtbauweise, Leichtlaufreifen und eine neue Motor- und Getriebekonstruktion erreicht.

VW setze mit seiner Neuentwicklung „einen Meilenstein für die Automobilindustrie im 21. Jahrhundert“, sagte Piäch. Damit habe man die Selbstverpflichtung eingelöst, das Dreiliterauto vor dem Jahr 2000 anzubieten. Die Produktion des „Wolf“ (Lupo) soll Ende des Jahres anlaufen, im Frühjahr wird er ausgeliefert. Den Preis des Sparmobils hat Volkswagen in seiner Pressemitteilung vornehm verschwiegen: Der Lupo TDI wird voraussichtlich 24.000 Mark kosten und damit um 6.000 Mark teurer sein als die Normalversion.

Die Jubelarie in Paris widerspricht den pessimistischen Tönen, mit denen dem neuen Lupo im eigenen Haus begegnet wird. VW- Leute befürchten, das Auto könnte zum Flop werden. Einer internen Marktstudie zufolge erwarten die Wolfsburger Autobauer einen jährlichen Verkauf von nur 50.000 Exemplaren, deutlich zuwenig bei einem Entwicklungsaufwand von einer halben Milliarde Mark.

Zudem haben Auto-Journalisten dem Konzern vorgerechnet, daß der Mehrpreis von 6.000 Mark erst nach 90.000 gefahrenen Kilometern über das eingesparte Benzin eingespielt wird. VW-Forschungsleiter Friedrich Quissek hatte schon vor der Friedrich- Ebert-Stiftung erklärt, daß ein Dreiliterauto schneller den Durchbruch schaffen würde, wenn der Spritpreis höher wäre: ein indirektes Plädoyer für die Erhöhung der Mineralölsteuer.

Kritisch äußerten sich Umweltverbände und Umweltbundesamt: Der Verkehrsclub Deutschland begrüßte zwar das Dreiliterauto, monierte aber den hohen Preis und die „falsche Motorisierung“. Das Sparziel wäre billiger zu haben gewesen, wenn man auf das „erstaunliche Temperament“ (VW) des Kleinen mit 165 km/h Spitze verzichtet hätte.

Das Umweltbundesamt (UBA) wies darauf hin, daß es nicht genüge, einzelne Vorzeigeautos zu entwickeln. Die Gesamtflotte müsse im Verbrauch runtergehen. Nach UBA-Angaben verbraucht die Pkw-Flotte derzeit 8,9 Liter. Damit das auch so bleibt, hat VW gestern neben dem Lupo noch seinen neuen Bugatti EB 118 vorgestellt mit 555 PS und 18 Zylindern. Der verbraucht nicht 3, sondern eher 30 Liter.

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