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Reifere Jugend

■ Gediegener Geschlechterkampf in den Kammerspielen: Horst Schroths „Herrenabend“

Männer und Frauen können sich nicht verstehen – das weiß jedeR. Kabarettist Horst Schroth kennt auch den Grund: Sie haben verschiedene Dialekte. Männer sprechen Testosteron, Frauen Östrogen. Leuchtet ein. Schroths Herrenabend, der am Mittwoch in den Kammerspielen Premiere hatte, überzeugt – nach einem etwas lahmen Anfang – durch die Komik schlichter Wahrheiten und der konsequenten Parteilichkeit des Künstlers für beide Geschlechter. Sowohl der idiotische Aufreißer (“Hallo, ich heiße Max – den Namen wirst du heute nacht noch stöhnen“) als auch die konsumsüchtige Schickse bekommen ihr Fett weg.

Allerdings hinken Schroths Stereotype der Zeit etwas hinterher. Jene „bewußten Paare“, die alles besser machen wollen, bleiben verschont. Wer unter 40 ist, darf also über seine Eltern lachen, selten aber über sich selbst – und dafür ist man doch eigentlich gekommen. Kabarett für die reifere Jugend. Auch hätte man sich mehr von Schroths bösem Humor gewünscht, denn wenn der Künstler sich traut, richtig draufzuhauen, ist er herrlich gemein.

Dabei sind seine Ratschläge zuweilen durchaus ernst zu nehmen, zum Beispiel, wie mann richtig antwortet auf die Fragen: 1. „Liebst Du mich?“ und 2. „Findest Du mich zu dick?“ Zugegeben, die Komik dieser Fragen ist uralt. Dafür sind Schroths Antworten zeitlos: „1. Ja, 2. Nein“, muß es heißen, belehrt er sein Publikum – und die weibliche Hälfte hofft insgeheim, daß die männliche gut aufpaßt.

Überhaupt eignet sich die Revue hervorragend als Ersatz für das eine oder andere Problemgespräch. Obwohl sich natürlich die Mehrzahl aller zuschauenden Paare in der Pause lautstark versicherte, daß bei ihnen „alles anders“, ja geradezu „genau umgekehrt“ sei.

Heike Dierbach

bis Sonntag, 4. Oktober, 20 Uhr

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