: Tut nicht weh
■ ... ist aber unangenehm und wird am liebsten verdrängt: die Krebsvorsorgeuntersuchung bei Männern / Europäische Krebs-Aktionswoche
Acht Männer, ein Wille: Wir wollen darüber reden! Zum Beispiel über Krebs beim Mann. Acht Männer, die für offene Worte plädieren – über Prostata, Hoden und Blut im Stuhl.
Der Bürgermeister, der Intendant, der Kirchenmann und weitere Herren posieren dieser Tage unerschütterlich lächelnd auf Plakaten unter der Überschrift „Krebs beim Mann“. Sie wollen anderen Männern dabei helfen, sich mit lebenswichtigen Fragen auseinanderzusetzen. „Denken auch Sie an Ihre Gesundheit“, fordern sie das starke Geschlecht auf, von dem nur gerade mal 14 Prozent der Berechtigten zur Krebsfrühuntersuchung gehen (Frauen: 32 Prozent). Es steht nämlich die alljährliche und europäische Krebs-Aktionswoche ins Haus. Zwischen dem 5. und 10. Oktober wendet sich Europa dem Krebs im Manne zu.
Ein zu spät entdeckter Prostatakrebs ist fast immer tödlich, ein rechtzeitig entdeckter in 80% der Fälle heilbar. Wenn in der Verwandschaft mehrfach Dickdarmkrebs im Alter von unter 45 Jahren vorkam, gehört man zu einer Risikogruppe. Schwarze Flecken auf der Haut, Verhärtung der Hoden - das könnten Symptome sein.
Männer wissen so etwas oft überhaupt nicht; sie neigen dazu, Krankheiten zu vedrängen. Ruckelt ihr Auto, rennen sie zur Werkstatt. Haben sie Blut im Urin, denken sie: Das geht vorüber. Zur Vorsorgeuntersuchung haben viele ein seltsam magisches Verhältnis: Solange ich nicht dran rühre, bricht der Krebs auch nicht aus.
Vorsorge, das müssen die wehleidigen Männer wissen, tut nicht weh. Es gibt heute Bluttests, die auf bestimmte Krebsarten sehr früh hinweisen. Ansonsten ist die Erhebung der biographischen Daten oft ebenso wichtig, zum Beispiel um erbliche Belastungen zu erkennen. Der Rest ist das gute alte Abtasten durch den Darm (Prostata). Notfalls wird eine etwas unangenehme Darmspiegelung angezeigt sein. Meist wird auch die Haut in Augenschein genommen (schwarzer Hautkrebs). Viel schlimmer ist Vorsorge nicht.
Die europäische Krebswoche wird in Bremen so begangen: Am Dienstag um 20 Uhr spricht Dr. Heribert Kaulen, Chef der Urologie in der Roland Kinik, für Laien verständlich über Prostatakrebs (bei der Bremer Krebsgesellschft, Am Schwarzen Meer 101-105). Am Mittwoch zwischen 17 und 19 Uhr kann man beim Weserkurier anrufen und mit Dr. Kaulen, Dr. Bonk (Chef der Pathologie ZKH Bremen Nord) und Prof. Schmidt (Chef der Gynäkologie im Diako) sprechen. Am Freitag gibt es eine Fortbildung für Ärtze zum Thema Früherkennung und Screening. Und am Samstag kann man sich bei Karstadt informieren. Da stehen Ärzte an einem Infostand zur Verfügung (10.30 bis 14 Uhr).
Einer fehlt übrigens auf dem Männerphoto; der war, als das Bild entstand, gerade in Bergen (Norwegen) und kriegte ein Packung: Werder-Trainer Wolfgang Sidka macht ebenfalls Werbung für die Krebswoche. Er erinnert sich nämlich an einen dänischen Fußballspieler, der an Hodenkrebs erkrankt war (14 Tage nach der Operation konnte er unter den Augen der Weltöffentlichkeit schon wieder spielen). Sidka lernte daraus, daß „auch Spieler nicht vor Krebs gefeit sind. Auch wenn wir immer denken, uns kann nichts passieren, wir stehen voll im Saft.“ Der 44-jährige ging jetzt mit gutem Beispiel voran und hat die erste Vorsorgeuntersuchung hinter sich.
Und hier noch ein paar Tips aus Medizinermund: gesunde Ernährung! Schadstoffe vermeiden (Rauchen)! Bewegung! Viel Schlaf! Und fröhlich sein, falls man das in der Hand hat! Zwar stimmt nicht, daß Frohsinn vor Krebs schützt. Doch deutlich bessere Überlebenschancen hat tatsächlich – die Frohnatur. BuS
Informationen zur Krebswoche bei der Bremer Krebsgesellschaft e.V. (0421/4919222); hier bekommt man auch eine Broschüre „Krebs erkennen - so früh wie möglich“.
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