: Spendenwerbung auf Herz und Nieren
■ Diskussion über Rückgang bei der Bereitschaft zu Organspenden. Zahl der Transplantationen rückläufig
Manch einer hat sie sich kaputt gesoffen, bei anderen Patienten ist die Ursache für die Leber-Erkrankung schwerer ausfindig zu machen. An der Diagnose aber ändert das wenig: Organ-Transplantation heißt für viele Kranke die oftmals einzige Aussicht auf Heilung. Dennoch geht die Zahl der Transplantationen insbesondere von Lebern und Nieren zurück, zumindest in Schleswig-Holstein.
Der Sprecher des dortigen Verbands der Angestellten-Krankenkassen (VdAK), Lothar Thormählen, schlägt Alarm: 1997 noch seien in den Universitätskliniken von Kiel und Lübeck 26 Herzen, sieben Lungen, 95 Nieren, 187 Hornhäute und 13 Lebern verpflanzt worden. Die Bilanz des ersten Halbjahrs 1998 dagegen lasse den Schluß zu, daß die Zahl der Transplantationen mit Ausnahme der Hornhäute abnehme (Nieren, Lebern) oder stagniere (Lungen, Herzen).
Thormählen bedauert, daß sich die Bereitschaft bei den Bürgern, sich als Organspender zur Verfügung zu stellen, einfach nicht erhöhen wolle. Und das, obwohl das seit dem 1. Dezember 1997 geltende Transplantationsgesetz endlich Rechtssicherheit über Spende, Entnahme und Organe schaffe. Mit Hilfe eines Organspendeausweises können die Spender seitdem unkomplizierter als bisher bestimmen, ob und welche Organe sie im Todesfall spenden wollen. Der VdAK in Schleswig-Holstein will jetzt mit der Landesregierung eine Kampagne für mehr Akzeptanz der Organspende starten.
Im Nachbarland Hamburg dagegen kann der Sprecher des Universitätskrankenhauses Eppendorf, Norbert Jankowski, keinen Grund zur Aufregung sehen: Das UKE, so Jankowski gestern, habe 1998 gegenüber dem Vorjahr keinen Rückgang bei den Organ-Transplantationen zu verzeichnen. Anderslautende Meldungen seien als „Kieler Märchen“ zu werten. Zwischen 1996 und 1997 jedoch habe es bei den Nieren-Verpflanzungen einen Einbruch gegeben. Das UKE habe damals 24 Nieren weniger erhalten als beantragt.
Dieser Rückgang sei auf die damals veränderten Kriterien bei der zentralen Vergabestelle Eurotransplant zurückzuführen. So seien das Empfängeralter, die Wartezeit, die „Seltenheit“ der individuellen Gewebeverträglichkeit besonders berücksichtigt worden. Ein Zusammenhang mit den Sparmaßnahmen des UKE sei demnach ausgeschlossen.
Andererseits, sorgt sich der Verband der Hamburger Ersatzkassen, stünden auf den Wartelisten für Nieren-, Herz- oder Lebertransplantationen immer noch fünfmal mehr Patienten als Organe vorhanden seien. Heike Haarhoff
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