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■ KommentarEinzelhändler allein

Daß mit dem Massenansturm der Berliner zum Potsdamer Platz auch eine neue Runde in der Debatte um die Aufhebung des Ladenschlußgesetzes eröffnet werden würde, war absehbar. Das hat nicht nur mit der bundesweiten Ausnahmeregelung zum Tag der Deutschen Einheit zu tun. Auch der Senat selbst hatte in der Vergangenheit mit allerlei Vorstößen wie etwa der Ausweisung von ganz Berlin als touristisches Gebiet oder zahlreichen verkaufsoffenen Wochenenden für eine Aufweichung der bisherigen Regelungen gesorgt. Und findige Unternehmer wie Peter Dussmann erklärten kurzerhand ganze Kulturkaufhäuser zu angestelltenfreien Zonen, nur um die verehrte Kundschaft bis 22 Uhr bedienen zu dürfen. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, wenn Debis-Vorstandsboß Klaus Mangold mit dem Erfolg vom Wochenende ins Gedächtnis rief, daß es ihm am liebsten wäre, wenn es gar kein Gesetz zum Ladenschluß gäbe.

Neu ist allerdings die Entschiedenheit, mit der sich auch die Berliner Einzelhandelsverbände für die ersatzlose Streichung der Ladenschlußzeiten einsetzen. Als ob sich nicht bereits mit der Verlängerung des Ladenschlusses im November 1996 die Schere zwischen Filialisten, Lebensmittelketten und Center- Betreibern einerseits und traditionellen, kleineren Einzelhändlern andererseits aufgetan hätte, wird auf völlige Liberalisierung gesetzt. Damit allerdings wäre das ohnehin nur noch labile Gleichgewicht zwischen quartiersbezogenem Einzelhandel und den Einkaufszentren endgültig aufs Spiel gesetzt. Den Rest erledigen weitere Shopping-Malls, Umlandmärkte und Factory- Outlet-Centers.

Unabhängig davon, ob man Ladenschlußbegrenzungen im Sinne der Beschäftigten für sinnvoll oder im Sinne der Kunden und des Standort Berlins bloß noch für provinziell hält, spiegelt sich in ihnen auch das Kräfteverhältnis innerhalb des Einzelhandels, der ja mehr und mehr zum Filialistenhandel wird. Wenn sich die Verbände nun dem Ruf Mangolds und der Center-Betreiber anschließen, muß dies für die „Kleinen“ im Geschäft auch ein Indiz dafür sein, daß sich nach den Kunden nun auch noch die Interessenvertreter im eigenen Verband neu orientieren. Ob dies tatsächlich im Interesse der Verbraucher ist, bleibt allerdings dahingestellt. Uwe Rada Bericht Seite 22

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