piwik no script img

„Ich bin ein Uta-Pippig-Fan“

■ Interview mit Theo Rous, Vizepräsident und Anti-Doping-Beauftragter des DLV, über den Fall Pippig und den Erfolg des Doping-Kontroll-Systems

taz: Was bedeutet es für den DLV, daß mit Uta Pippig ein wichtiges Aushängeschild und Werbeträger mit Doping in Verbindung gebracht wird?

Rous: Da muß ich erst mal klarstellen, daß sie zwar suspendiert, aber nicht verurteilt ist. Es gibt vorerst keine Sperre. Wir haben bisher nur einen Anfangsverdacht, der auch nach den ersten Gutachten weiterbesteht, aber noch ist es ein laufendes Verfahren.

Sie sprechen von Anfangsverdacht, nachdem bereits drei Gutachten vorliegen und das Kölner Labor die Ergebnisse des Labors in Kreischa bestätigt hat?

Es liegt nur ein Verdacht vor, weil der Testosteron-Epitestosteron-Quotient zwar über sechs hinausgeht, aber wenn der TE-Quotient des öfteren bei früheren oder späteren Tests ebenfalls überschritten worden wäre, dann läge die Vermutung nahe, daß es krankheitsbedingt ist. Das ist in diesem Fall aber nicht so.

Ist das angewandte Isotopen- Testverfahren exakt genug?

Davon gehen wir aus. Das ist wissenschaftlich abgesichert und ja auch vom IOC bei den olympischen Winterspielen in Nagano eingesetzt worden.

Ist die Suspendierung von Pippig in gewisser Weise ein Sieg für den DLV, ein Beweis, daß die Kontrollen greifen?

Das ist so eine Sache. Uta Pippig ist eine Athletin, die jeder im DLV hoch schätzt. Deswegen würde ich nicht von einem Sieg sprechen. Andererseits kann man feststellen, daß unser System weit über die Grenzen Deutschlands hinaus wirkt. Aber es ist zweischneidig: Wir alle würden es sehr bedauern, wenn sie verurteilt wird, aber wir müssen das System so einrichten.

Wird der DLV Probleme mit seinen Sponsoren bekommen?

Beim jetzigen Status bestimmt nicht, schließlich ist es bis jetzt noch ein Verdacht. Aber man muß das Ergebnis abwarten, wie es dann bewertet wird von anderen.

Sollte Pippig verurteilt werden, glauben Sie, daß sie nach zwei Jahren Sperre wieder laufen wird?

Es klingt vielleicht komisch, aber ich bin ein Uta-Pippig-Fan und würde es bedauern, wenn sie gesperrt würde. Aber ich denke, sie würde weitermachen, auch danach. Interview: Thomas Winkler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen