piwik no script img

Japan entschuldigt sich bei Süd-Korea

■ Erstmals schriftliches Bedauern von Verbrechen der Kolonialzeit

Tokio (taz) – Der Besuch des südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung in Japan hat die Beziehungen beider Staaten auf eine neue Grundlage gestellt. Japans Regierung hat sich erstmals schriftlich für die Kolonialherrschaft über Korea (1910–1945) entschuldigt. Im Zweiten Weltkrieg wurden vier Millionen koreanische Zwangsarbeiter nach Japan verschleppt und bis zu 200.000 Koreanerinnen zur Prostitution gezwungen.

Premier Obuchi äußerte in der Erklärung sein „tiefes Bedauern“ über die Okkupation. Kim Dae Jung nahm die Entschuldigung an. Eine Vertreterin der früheren Zwangsprostituierten bezeichnete die Entschuldigung jedoch als „enttäuschend“. Sie unterscheide sich nicht von früheren Erklärungen, außer daß sie erstmals schriftlich erfolgt sei. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete zudem über Unterschiede zwischen der koreanischen und der japanischen Version. Letztere sei weniger deutlich.

Japan bot auch einen Kredit über 4,8 Milliarden Mark zur Wiederbelebung der südkoreanischen Wirtschaft an. Im Gegenzug wird Süd-Korea den abgeschotteten heimischen Automarkt für japanische Fahrzeuge schrittweise öffnen. Kim forderte Premier Obuchi auf, aktiv an der Entspannungspolitik gegenüber Nord-Korea teilzunehmen und die versprochenen Gelder für den Bau von zwei Leichtwasserreaktoren in Nord- Korea schnell freizugeben. Tokio fror die Gelder ein, nachdem Pjöngjang am 31. August eine Rakete über Japan abfeuerte, die den Luft- und Schiffsverkehr bedrohte. Obuchi machte deshalb keine verbindliche Zusage.

Trotz der engen Nachbarschaft wissen die beiden Völker fast nichts übereinander. Süd-Korea läßt erstmals den Import von japanischer Musik und Filmen zu. Auch wurde ein Jugendaustausch vereinbart. Im Jahr 2002 richten Japan und Süd-Korea gemeinsam die Fußballweltmeisterschaft aus. André Kunz

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen