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Stühle aus dem Spendentopf

■ Über Sponsoring will eine Hamburger Agentur die Ausstattung von Unis verbessern

Nimmt man das gewölbte Dach als Oberlippe und die Glasfront als Einblick in den geöffneten Schlund, war das Audimax über Wochen ein zahnloser Tiger. Wo sich im regulären Universitätsbetrieb ein Stuhl an den nächsten reiht, klaffte im Sommer eine große Baustelle. Daß hier zu Semesterbeginn 1.600 neue Stühle Platz bieten, ließ diese Tristesse kaum erahnen.

Seit dem Bau des Hamburger Audimax in den fünziger Jahren gehörte ein wunder Hintern zum Klausurenschreiben wie der Kartenabreißer zum Kino. Aber den gibt es ja auch nicht mehr. So wie mit ihm die Nostalgie aus den alten Lichtspielhäusern schwand, so soll sie nun auch in dem zentralen Uni- Gebäude durch modernen Komfort abgelöst werden. Denn die alten Holzstühle wurden durch neue Metallexemplare ersetzt. Wen die Erinnerung an das alte, harte Gestühl jedoch mit Wehmut erfüllte, der konnte sich ein Andenken fürs heimatliche Poesiealbum retten. Gegen eine Spende von mindestens zehn Mark durfte sich in den Semesterferien einen der alten Stühle mit nach Hause nehmen, wer wollte.

Das waren allerdings nicht viele. „Nur etwa 60 Leute haben sich einen Stuhl abgeholt“, hat Jorg Foitzik beobachtet. Er gründete die Firma „UniConcepts“, um durch innovative Finanzierungsmodelle eine Neubestuhlung des Audimax zu ermöglichen.

Die Stühle, erläutert er, hätten in ganzen Sitzreihen zusammengehangen, und es sei doch aufwendig für die begierigen Selbstabholer gewesen, sich ein Exemplar rauszusägen. Und wer will schon eine Holzleiste mit 23 Klappsitzen daran? So bequem wie Kinosessel seien sie überdies nicht gewesen, muß er in Erinnerung an die durchgescheuerten Holzklappmodelle einräumen.

Doch nun soll alles besser werden. „Polster an Sitzen und Lehnen“ bekämen die neuen Stühle, schwärmt Foitzik, und Pulte, „auf die sogar eine DIN-A4-Seite paßt“. Was bei einem Uni-Hörsaal und Klausurenraum in der Tat zweckdienlich sein dürfte.

„UniConcepts“ hat jedoch nicht nur die Tischler bestellt. Die Spezialität der Agentur ist nämlich nicht das Handwerk, sondern die Finanzierung. Über privates Sponsoring wollen die Uniconceptler den Standard an den Universitäten verbessern – erst im Hamburger Audimax, künftig an den Hochschulen im ganzen Bundesgebiet.

Auf den ersten Blick mag es nicht nach einer besonders attraktiven Offerte klingen, nun ausgerechnet ein Stück Metall zu finanzieren, auf dem sich dann wechselnde Hintern plattpressen sollen. Und das auch noch für 980 Mark, soviel nämlich kostet ein Stuhl.

„UniConcepts“ lockte die Spender jedoch mit einer wahrlich goldigen Idee: Ihr Name wird auf einem Messingschild auf ewig in den Stuhl des Spenders graviert. Ob einer jeden Klausur künftig ein Dankeswort an den Sponsor der Sitzunterlage vorangestellt werden muß, ist indes noch nicht entschieden.

900 Privatleute und Firmen haben sich bereits einen Stuhl im Audimax reservieren lassen – oder „gegönnt“, wie Foitzik liebevoll sagt. Ganz wird das Geld nicht reichen. Den Rest steuert dann die Uni bei. Denn, so Uni-Sprecher Jörg Lippert: „Wir können ja nicht sagen, wir bestuhlen das Audimax nur, wenn es genügend private Spender gibt.“ Elke Spanner

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