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Antworten auf Letzte Fragen

Warum heißt es „Hals-Nasen- Ohren-Arzt“? (2.10.98)

Die Endungen –n (bei Nasen) und –en (bei Ohren) dienen in diesem Kompositum nicht, wie angenommen, der Pluralbildung, sondern sind sogenannte Fugenzeichen (s. Duden – Die Grammatik, 1984, S. 450 ff). „So ist z.B. die –en-Fuge aus Bildungen mit der Pluralform des Bestimmungswortes (Strahlenkranz, Dornenkrone) oft auch in solche Zusammensetzungen übernommen worden, deren Erstglied nur singularisch zu verstehen ist“ (ebd.), wie hier bei Nase und Ohr. Derselben Quelle zufolge haben Fugenzeichen keine grammatische Funktion. Hals-Nase-Ohr- Arzt würde also zwar Sinn ergeben, aber versuch mal, es schnell auszusprechen: Halsnasorzt!Petra Langenbrink, Hamburg

Mein Vorschlag: HälsIn-NäsIn- OhrIn-ÄrztIn.Ulrich Jahnke, Berlin.

Ist definitiv Quatsch! Im Hinblick auf die zu behandelnden Körperöffnungen habe ich schon „Fünf- Loch-Doktor“ sagen hören.Gerd Neurath, Saarbrücken

Wahrscheinlich bezieht sich die Bezeichnung „Hals-Nasen-Ohren- Arzt“ auf die Anzahl der Öffnungen der betroffenen Organe, da die paarigen Ohren insgesamt zwei, die Nase ebenfalls zwei und der Hals (mit der Öffnung Mund) nur eine Verbindung nach außen darstellt.H. Al-Azki, Senden

In diesem Fall ist ausnahmsweise die Mehrheitsauffassung richtig: „Hals-Nasen-Ohren-Arzt“. Sie stammt aus einer Zeit, in der die Medizin noch nicht zur sprachlosen Wissenschaft verkümmert war. Der Gedanke an einen Hals, eine Nase und zwei Ohren ist zu eng, er vernachlässigt den Wunsch der Sprache, ihr selbst und nicht der oberflächlich gedachten Logik gerecht zu werden. Jedes Substantiv hat im Deutschen außer den vier bekannten Fällen einen fünften, den jeder benutzt, der aber nur von wenigen gekannt oder benannt wird: den Kompositiv. Das ist die Form, in der ein Substantiv als erster Teil eines zusammengesetzten Wortes genannt werden will. Bei „Hase“ und „Nase“ heißt er immer „Hasen“ und „Nasen“ – keiner spricht vom „Hasefuß“ oder „Nasering“, aber jeder geht zum „Nasenarzt“. Nun könnte jemand Schlaues meinen, der Kompositiv sei einfach die Pluralform. Stimmt aber nicht. Die Hälse sind der Plural, der Halsarzt, die Halskette, das Halstuch entsprechen aber dem Sprachgebrauch, auch wenn mehrere Hälse damit beglückt werden. Schwieriger ist es bei Wörtern mit mehreren Kompositiv-Formen wie „Schiff“. Es gibt den ersten Kompositiv „Schiff“ (Schiff-fahrt) und den zweiten Kompositiv „Schiffs“ (Schiffs-führer, –schraube). Oder „Ohr“ mit Ohrring und Ohrwurm, aber Ohrenschmaus und Ohrenarzt. Der Knüller sind Wörter mit drei Kompositiven: Herz-muskel, Herze- leid, Herzens-wunsch, obwohl immer nur von einem Herzen die Rede ist. Sprache will eben begriffen werden, indem wir sie anwenden. Logik kann uns nicht gebieten, daß es Heidesand von „die Heide“ und Heidentum von „der Heide“, aber Kiefernstamm von „die Kiefer“ und Kieferorthopäde von „der Kiefer“ heißt. Eine renommierte HNO-Abteilung in Hamburg hat aus kurzsichtiger Pseudologik ihren Namen schon in „Hals-Nase-Ohren“ geändert, auch eine Praxis in Altona, und sie kommen sich schlau dabei vor. Aber diese peinlichen Ausnahmen verändern noch kein Sprachgefühl, schon gar nicht in der spracharm gewordenen Medizin.Helmuth Kratzert, Hamburg

Wofür sind Ohrläppchen da? (2.10.98)

Zum dran Knabbern natürlich!Oliver Klee, Bonn

Lieber Guido, weil du erst sieben bist, hat Dir noch niemand gesagt, wofür Ohrläppchen da sind. Ohrläppchen sind deshalb da, weil wir einen Kopf haben. Wenn Du Dir ein Kind im Mutterleib denkst im neunten Monat der Schwangerschaft, in der „Normal-Lage“, dann kannst Du ein Ohr über das Bild legen und siehst dann, daß der Kopf dem Ohrläppchen entspricht. Dies ist eine „Somatotopie“, sagen die Experten. Verständlicher wird es, wenn man den klugen Herrn Goethe zitiert: „in jedem Teil find'st du das Ganze“. Es gibt mehrere solche Stellen am Körper, wo sich der gesamte Körper noch einmal darstellt: die Fußsohlen, die Hände, die Zunge, der Nasen-Rachen-Raum, die Iris usw.

Mit Akupunktur kann man über das Ohrläppchen Erkrankungen des Kopfes bzw. des Nervensystems beeinflussen. Mitten auf dem Ohrläppchen liegt zum Beispiel der Punkt für das Auge. Dort wird (meist zufällig) häufig das Loch für den ersten Ohrring gestochen. Ein Ohrring wirkt wie eine Akupunktur-Dauer-Nadel. Wenn es gut geht, sagt z.B. der Seemann, daß sein goldener Ohrring hilft, gut zu sehen. Wenn es schlecht geht, verstärkt ein goldener Ohrring im Augen-Punkt die Neigung zum Grünen Star (Augeninnendruck- Erhöhung). Wenn Du eine ältere Schwester hast, hat sie vielleicht mehrere Ohrringe, und einer davon sitzt oft (ebenfalls zufällig) im „Point Jérome“; dieser Punkt ist in der Lage, die Sexualität zu bremsen. Das wissen die meisten Fans von vielen Ohrringen nicht. Übrigens: Der „Point Jérome“ wurde benannt nach Hieronymus Bosch, der in seinem berühmten Gemälde „Garten der Lüste“ einen Zauberer mit seinem Zauberstab auf diesen Punkt zeigen läßt; der Maler Bosch hat da ganz viel gewußt. Und ich weiß solche Sachen, weil ich seit 30 Jahren Heilpraktiker bin.Gerd P. Werner, Westerland

Merke: Zieh die Lappen eines Kindes, / wenn du zur Tat auch Worte findest; / genügt dir schon der Schmerzensklang / zieh desselben Ohren lang.Moritz Neugebauer, Köln

Wie mir meine Schwester Panla (Ohrläppchen-Spezialistin) beigebracht hat, sind Ohrläppchen eindeutig dazu da, um das in der Fachsprache so bezeichnete „Ohrläppchen-Zirkelstreichel-Einschlaf-Ritual“ ausführen zu können. Wobei das einzuschläfernde Kind mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand das eigene (rechte) Ohrläppchen und mit denselben der linken Hand das (egal welches) der einschläfernden Person streichelt. Die einschläfernde Person muß natürlich dabei mit einer Hand das linke Kind-Ohrläppchen streicheln, mit der anderen die Kakao- Flasche halten und leise Schlaflieder summen. Auf genaue Ausführung ist zu achten. Siehe auch Ohrläppchen-Zirkelstreichel-Einschlaf-Ritual-Gesetz, Art. 1, Abs. 3, 1982. Alles klar?Jenny und Irina, Berlin

Damit man „ganz Ohr“ sein kann.Gerd Neurath, Saarbrücken

1. Für den Spruch: „Ich ziehe dir die Ohren lang.“ 2. Damit man Ohrringe tragen kann. 3. Damit das Ohr schöner aussieht. 4. Damit das Ohr rund ist. 5. Damit das Ohr mehr Fleisch hat. 6. Damit man, wenn man lange Haare hat, noch was vom Ohr sieht. 7. Damit man diese Frage stellen kann.Vincent Maciej (9 J.)

u. Melina Pogacic (7 J.), Berlin

Wieso „Mitgift“? (2.10.98)

Eine „Mitgift“ ist etwas, was man mitgibt. Überreste dieses Wortstammes sind noch im Englischen zu sehen: „gift“ (Geschenk) und „give“ (geben).Oliver Klee, Bonn

Tja ... vielleicht, mag sein, Herr Sumpel, geht's auch ohne ... aber mit is' besser, glauben Sie mir.M. G. Jäger, Schallstadt (Witwer)

Was sollen die Nachbarn denken? (26.9.98)

„Ach, ist doch gar nicht so schlimm, daß der mir gestern völlig besoffen in die Karre gefahren ist, anschließend vor meine Haustür kotzte, mich daraufhin wachklingelte, um mich wüst zu beschimpfen, durchs Blumenbeet kroch und zuletzt beim Versuch, sich eine Zigarette anzuzünden, mein Gartenhaus in Brand setzte. Da werde ich den mal nicht für behelligen, bevor der sich noch in Unkosten stürzen muß. Ich werde einfach so tun, als sei nichts passiert, und ihn auf ein Bier einladen.“ Das sollen sie denken.Peter v. Mühlendahl,

Georgsmarienhütte

Sollen tun sie's gar nicht. Sie tun es aber leider trotzdem. Und zwar immer wieder!Katharina Schwieternig, Hamburg

Wie kommt die Träne ins Knopfloch? (19.9.98)

Auf dem kürzesten Weg beziehungsweise auf dem Kürzungsweg. Bei Courths-Mahler (oder so) kam der Brautvater ganz gerührt in die Kirche „mit einer Träne im Auge und einer Rose im Knopfloch“. Wessen Kürzungswahn das Auge und die Rose zum Opfer fielen, ist nicht mehr feststellbar.Urte von Bremen, Berlin

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