: Zufriedenheit beim IWF
■ Auf die Börsen hatte die Jahrestagung allerdings keine beruhigende Wirkung
Washington/Berlin (dpa/taz) – Am Ende der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank machte sich IWF- Generaldirektor Michel Camdessus über die Journalisten lustig: „Es ist, als wären Sie in den falschen Film geraten. Sie sind gekommen, um den Untergang der Titanic zu sehen, und gezeigt wurde ,The Great Escape‘ (das große Entkommen).“
Daß die Welt der finanziellen Krise entkommen sei, davon war allerdings auf der Tagung nichts zu spüren. Der japanische Finanzminister Kiichi Miyazawa beschrieb die Lage seiner Regierung als verzweifelt. Auch das größte Konjunkturpaket aller Zeiten habe nicht zu einer Erholung geführt. Die russische Regierung ergriff erst gar nicht das Wort, ein Presseseminar über die Lage in Rußland wurde abgesagt. Daß Börsen weltweit mit deutlichen Kursrückgängen reagierten, ließ nicht auf eine beruhigende Wirkung der Washingtoner Tagung schließen.
Statt einer allseits angemahnten Reform des globalen Finanzsystems einigte man sich lediglich auf eine gemeinsames Komitee, das dafür sorgen soll, daß Fonds und Bank immer an einem Strang ziehen. Das fange bei Kleinigkeiten an: Künftig sollen IWF- und Weltbankexperten bei Krisenmissionen wieder im gleichen Hotel absteigen.
Einig waren sich die Vertreter der 182 Mitgliedsstaaten, daß eine bessere Regulierung der internationalen Kapitalmärkte nötig sei. Die privaten Banken und Investoren müßten künftig einen Teil der Kosten für die Krisenbewältigung tragen. Doch wie dies zu erreichen ist, wurde nicht einmal angedeutet.
Dennoch gab sich Camdessus zufrieden. Zum einen ist sich der IWF mit Brasilien über die Grundzüge eine Hilfspakets einig geworden. Die Höhe muß noch ausgehandelt werden. Zum anderen sieht Camdessus gute Chancen, daß der US-Kongreß endlich 18 Milliarden Dollar an den IWF freigibt. Die Republikaner haben dafür allerdings am Donnerstag mehrere Bedingungen gestellt, unter anderem die Vergabe von IWF- Darlehen zu Marktzinsen und die Verkürzung der Laufzeiten.
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