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Adieu, tristesse!

Wer wollte sich schon jede gottverdammte Nacht einen Haufen verlogener, selbstverliebter, tablettenabhängiger, humorloser assholes anschauen? – Eben. Und wer hätte obendrein erwartet, daß ausgerechnet RTL nachts um eins die derzeit wunderbarste Comedyserie im deutschen Fernsehen ausstrahlte? – Eben. Darum läuft wohl auch die heutige, vorerst letzte Folge der „Larry Sanders Show“, ohne daß die breite Öffentlichkeit (Markt-)Anteil nimmt.

Und man kann es dem Millionenpublikum nicht einmal verübeln, daß ihnen die US-Serie so wenig sagt: Wen die Fernbedienung doch mal in Larry Sanders' fiktive Late Night Show verschlug, hat vermutlich enttäuscht oder gelangweilt weitergezappt: Bei Late Night geht's gefälligst lustig zu (s. „Harald Schmidt Show“). Und hinter den Kulissen (s. „Muppets Show“) erst recht. Beim Lackaffen Larry (Foto: RTL) aber gab's 64 Folgen lang meist nur kurze, flaue, vom Studiopublikum dennoch emphatisch belachte on air-Sequenzen (selbst die zahllosen Gastauftritte namhafter TV-, Kino-, Musik- und Comedystars wirkten immer seltsam fad) und viel scheinbar lustlosen, lacherfreien TV-Alltag im Produktionsbüro...

Tatsächlich aber gab sich „Larry Sanders“ in Sachen Komikvermittlung bloß überhaupt keine Mühe; die TV-Showbiz- Einsichten und -Seitenhiebe waren so staubtrocken, so sublim, sachverständig und betont unpointiert, daß der stete, unversöhnlich-gottlose Zynismus im Sandersschen Paralleluniversum erst entdeckt werden wollte. – Und nur der Misanthrop hat ab morgen (endlich) wieder nichts zu lachen. Christoph Schultheis

Die vorerst letzte Folge (u.a. mit „Akte X“ler David Duchovny): 1 Uhr, RTL. Und für 1999 sind weitere 13 Folgen versprochen. Bis dahin siehe: www.hbo.com/larry

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