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Feindliche Übernahme der FDP vorerst gescheitert

■ Von 2.700 Studenten bisher nur 850 aufgenommen. Einige wollen auch als Minderheit bleiben

Berlin (taz) – Die Berliner FDP bleibt vorerst von einer feindlichen Übernahme verschont. Von den 2.700 Studenten, die den Landesverband nach dem Uni-Streik des vergangenen Winters majorisieren wollten, besitzen erst 850 das FDP- Parteibuch. Damit sei „die Ursprungsidee flötengegangen“, sagte ein Sprecher des studentischen Projekts Absolute Mehrheit (PAM), Rudi Hielscher. Es gebe jedoch weniger als 500 „bewußte Ablehnungen“. Die übrigen Anträge seien noch nicht beschieden, nach FDP-Angaben waren viele Antragsteller nicht erreichbar.

Der FDP-Landesvorsitzende Rolf-Peter Lange versuchte gestern, den studentischen Ärger über die Verzögerungstaktik vor allem der nationalliberalen Bezirksverbände zu beschwichtigen. So habe er Studenten, die im Bezirk Neukölln pauschal abgelehnt wurden, eine unmittelbare Mitgliedschaft in der Bundespartei angeboten. Bisher sei die Zusammenarbeit „positiv“.

Ihre Rolle in der FDP sehen aber auch jene Studenten nicht ganz so harmonisch, die als Minderheit in der Partei mitarbeiten möchten. „Ich betrachte Herrn Lange nicht als meinen Parteifreund“, erklärte Student Hielscher in dessen Anwesenheit. In der FDP seien „nicht alle bekloppt, aber einige natürlich schon“. Nachdem die FDP bei den letzten Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus nur 2,5 Prozent der Stimmen erhalten hatte, rechne er im kommenden Jahr nicht mit einem Wiedereinzug ins Abgeordnetenhaus. Deshalb zeigte er sich „verwundert, wie sich die Leute um die Listenplätze schlagen“.

Gleichwohl sei es eine „wunderbare Sache“, sich in einer Partei „einbringen zu können“. Immerhin sei es PAM bereits gelungen, den Vorsitz im Arbeitskreis Gleichgeschlechtliche Lebensformen zu besetzen. Überhaupt sei in einer liberalen Partei „alles gut aufgehoben, was irgendwie anders ist“, denn: „Man kann so gut wie alles mit Liberalismus begründen.“ Ralph Bollmann

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