piwik no script img

Wenn Juristen betrunken Auto fahren

Auf den Tischen stehen Bier, Schnaps, Wein und Sekt, die Damen und Herren langen zwanglos zu. Die Stimmung steigt, die Aufmerksamkeit beim Vortrag über die Methoden der Blutalkoholbestimmung im Gerichtsverfahren läßt zu wünschen übrig. Der Geräuschpegel zeigt: Die Probanden sind fahrbereit im Sinne des Versuchs. „Ich fühle mich so richtig schön beschwingt“, sagt „Nummer 14“, eine Richterin, nach zwei Bier und drei Wodka. Kandidat Nummer 17, ein Rechtsanwalt (zwei Korn, zwei Wodka, vier Bier), hat derweil Probleme, die Autotür aufzuschließen. Dafür trifft er gleich die Hupe.

22 JuristInnen fuhren gestern auf dem Verkehrsübungsplatz Travering in Bad Oldesloe betrunken Auto – unter polizeilicher Aufsicht und im Dienste der Wissenschaft. In einem von der Medizinischen Universität Lübeck organisierten Versuch erprobten sie die gefährliche Wirkung des Alkohols im Straßenverkehr am eigenen Leibe.

Der mit kleinen Hütchen markierte Kreisverkehr bereitet demFahrer auch im dritten Anlauf sichtlich Probleme. „Spitzenreiter“ bei den Testwerten ist eine zierliche Amtsanwältin, die es nach einer halben Flasche Sekt und einem Wodka auf 1,23 Promille bringt. „In Zukunft werde ich Aussagen von Alkoholsündern wohl mit anderen Augen sehen“, sagt sie.

Im Zelt nebenan feiern diejenigen, die ihre Testfahrt schon hinter sich haben, unterdessen schon den glücklichen Ausgang mit einem Nachtrunk. Nach Hause gekommen sind die Juristen nach dem heroischen Selbstversuch anschließend sicher mit einem Bus der Polizei. Eva-Maria Mester

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen