■ Soundcheck: Dee Dee Bridgewater / Hermine Karo
Gehört: Dee Dee Bridgewater/Hermine Karo. Der erste Set in der Fabrik beginnt mit einem rasanten Aufwärmer des Quintetts. Dann erst tritt, und so gehört sich das, die Deeva ins Rampenlicht, strotzend vor Selbstbewußtsein, Stimme, Ausstrahlung – und einem verschwenderischen Umgang damit. Natürlich ist da auch blanke Routine und poliertes Kalkül im Spiel, nicht nur die Arrangements sind wie aus dem Ei gepellt, auch das Zappelige in Bridgewaters Darbietung und ihre frische Ambition sind echt. Noch in der ersten Nummer dreht sie sich mit ihrem Rhythmusgespann (Hein van de Geyn, der Fels, und André Ceccarelli, die Brandung) um und konstatiert zufrieden grinsend „C'est parfait!“ Derweil soliert elegant der Mann am Klavier, bis Dee Dee zurück zu den beiden Bläsern tänzelt, um mit ihnen gemeinsam einen raffinierten Satz hinzupfeffern. Und so geht es weiter, blitzsauber, aber energisch, rauf und runter durch das strapazierfähige Horace Silver-Songbook.
Die zweite Sängerin dieses Abends präsentiert sich und ihre Band auf dem Treujanischen Schiff. Leise, fast zaghaft stimmt sich das Quartett auf Hermine Karo ein. Die balladenverliebte Neu-Hamburgerin geht ihre Lieblingssongs in konzentrierter Ruhe an. Ihre Bühnenpräsenz ist intim, sympathisch bescheiden und fast ausschließlich in diese fabelhaft tragfähige Stimme gekleidet. Das hält die drohende Beliebigkeit des Repertoires (aus sattsam bekannten Jazz-Standards) wirkungsvoll auf Distanz. Nach dem verhalten schimmernden ersten Auftritt in dieser Besetzung freut man sich schon auf weitere mit hoffentlich mehr Eigengewächsen im Programm und einer forscheren, noch farbigeren Untermalung durch ihre Band. Andreas Schäfler / Zeichnungen: Martin tom Dieck
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