: Schwyzer Ökosteuer
■ Viele Differenzen bei grundsätzlicher Einigung auf höhere Energiepreise. Umstritten ist noch die Verwendung der Milliarden
Genf (taz) – Der Atomaussteig in der Schweiz dürfte trotz der jüngsten Ankündigungen der Regierung in Bern noch eine Weile dauern. Wohl um die Entäuschung unter umweltbewegten Schweizern zu mildern, hat der Schweizer Bundesrat in der Nacht zum Donnerstag auch grundsätzlich eine ökologische Steuerreform beschlossen. Über Zielrichtung und Ausmaß dieser Reform bestehen allerdings sowohl innerhalb des aus sieben sozialdemokratischen, liberalen und rechtsbürgerlichen Ministern zusammengesetzten Bundesrats wie auch zwischen Regierung, Umweltverbänden und grüner Oppositionspartei derzeit noch weit erheblichere Differenzen als in Deutschland.
Ähnlich wie in Deutschland fordern Umweltverbände und Grüne Partei der Schweiz neben dem raschen und endgültigen Ausstieg aus der Atomenergie die deutliche Verteuerung fossiler Brennstoffe sowie die nachdrückliche Förderung umweltfreundlicher, erneuerbarer Energieformen wie Wasser-, Wind und Solarkraft. Die Energiesteuer sollte aber deutlich über der jetzt von der Bonner Koalition vereinbarten Anhebung der Mineralölsteuer um sechs Pfennig liegen.
In der bislang vorrangig mit dem Thema befaßten Finanzverwaltung der Berner Regierung ist allerdings sehr viel zurückhaltender von einer „neuen Finanzordnung mit ökologischen Anreizen“ die Rede. Der zuständige Abteilungschef Andreas Pfammater erwartet von einer Energiesteuer zusätzliche Einnahmen von jährlich zwei bis drei Milliarden Franken (2,4 bis 3,6 Miliarden Mark).
Über die Verwendung dieser Mehreinnahmen bestehen unterschiedliche Vorstellungen. „Die Energiesteuer darf nicht zur Sanierung der Bundesfinanzen mißbraucht werden“, wandte sich Pfammatter Anfang der Woche gegen entsprechende Vorstellungen in anderen Ressorts. Das Finanzressort will den Löwenanteil der Mehreinahmen für eine Senkung der Lohnprozente für die Versicherung von Arbeitern und Angestellten verwenden. Nur der kleinere Anteil soll der Föderung von Sonnenenergie, Wasser- und Windkraft zugute kommen.
Begehrlichkeiten für die Einnahmen aus einer kommenden Energiesteuer zeigt aber auch die Rentenkasse. Weil in der Schweiz die Zahl der jungen Arbeitenden im Verhältnis abnimmt, wird sie zunehmend strapaziert. Dafür will das Finanzministerium aber die grundsätzlich beschlossene Erhöhung der Mehrwertsteuer verwenden. Mit Mehrwertsteuersätzen von maximal sieben Prozent liegt die Schweiz derzeit noch deutlich unter dem in den 15 EU-Staaten geltenden Mindestsatz von 15 Prozent. Andreas Zumach
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen