piwik no script img

Das feine Lächeln des glücklichen Felix

■ Bremens neuer Coch Magath stibitzt in seinem ersten Spiel dem HSV beim 1:1 einen Punkt

Da war er wieder zurückgekehrt an seine alte Wirkungsstätte, die er ob der neuen Tribüne kaum wiedererkannte. Ein kleines Lächeln umspielte die Lippen von Felix Ma-gath nach dem Schlußpfiff. Erst einen Tag lang hatte der Coach mit seiner neuen Mannschaft Werder Bremen trainiert, und schon entführte er am Freitag abend dem Hamburger SV einen Punkt aus dem Volksparkstadion. Mit viel Glück zwar, aber das verwundert keinen, der Felix heißt.

Zudem war bei diesem Spiel alles glücklich. Schon das 1:0 durch Anthony Yeboah. Eine hohe Flanke senkte sich in den Bremer Strafraum. Jens Todt, der Bewacher des Ghanaers, lief nebenher und entschied sich dann, mit seinen Kräften hauszuhalten. Tony berührte den Ball nur mit der Fußspitze, und Torhüter Frank Rost erreichte ihn erst einen Meter hinter der Torlinie.

Oder der Ausgleich kurz vor Schluß. Bei einem Eckball entschieden sich die Hamburger Spieler, sich einfach nicht zu bewegen und Juri Maximov einschießen zu lassen. Oder wie HSV-Libero Nico Hoogma es anschließend beschrieb: „Da war dann diese Ecke und dann dieses Tor.“

Und mittendrin Felix Magath, leise lächelnd. Seht her, schien er zu sagen, mich habt ihr damals rausgeschmissen, im Mai 1997, und jetzt kehre ich zurück. Als Trainer eines Tabellenletzten komme ich hier an und stehle einen Punkt. Das ist meine Vorstellung von Gerechtigkeit. Doch der 55jährige würde das nie so ausdrücken. Bei ihm klingt das so: „Wir sind glücklich mit einem Punkt“ und auf die Frage, warum er den neuen Wunderstürmer Ailton nicht eingesetzt habe: „In unserer Situation muß man viel reden, und er spricht nur portugiesisch, eine Sprache, derer ich nicht mächtig bin.“

Wie ähneln diese Aussagen denen seines Pendants auf Hamburger Seite, Frank Pagelsdorf: „In der ersten Halbzeit haben wir gut gespielt, aber unsere Torchancen nicht konsequent genutzt.“ Oder: „In Überzahl haben wir nicht gleichermaßen druckvoll nach vorne gespielt.“

Allein dem Mienenspiel der beiden war genau anzusehen, was sie dachten. Der eine, Pagelsdorf, verfluchte sein Team für dessen Schlafmützigkeit in der letzten Viertelstunde des Spieles. Grimmigen Blickes stapfte er nach Spielschluß durch seine Schäfchenherde, ohne einen der Spieler auch nur eines Blickes zu würdigen. Der andere, Magath, war mehr als zufrieden darüber, es seinem ehemaligen Verein sofort nach seinem Comeback auf dem Trainerstuhl gezeigt zu haben. Er lächelte. Sehr fein.

Eberhard Spohd

HSV: Butt, Hoogma, Panadic, Hertzsch, Groth, Ernst (ab 78. Fischer), Böger, Jepsen, Dembinski, Kirjakov (ab 54. Weetendorf), Yeboah

Bremen: Rost, Eilts, Todt, Wiedener, Roembiak (ab 46. Benken), Wicky, Trares, Herzog (ab 76. Maximov), Skripnik (ab 62. Bogdanovic), Frings, Bode

SR.: Albrecht – Z.: 29.000. Tore: 1:0 Yeboah (58.), 1:1 Maximov (86.)

Gelb-rote Karte: Trares (71.)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen