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Schwarze Zahlen

■ Kautschuk-Unternehmen Svedala will in Hamburg 70 Arbeitsplätze abbauen

„Wir wollen wissen, was das alles soll.“ Beim zuständigen Sekretär der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) in Hamburg, Jan Koltze, herrscht absolutes Unverständnis. Das Management des schwedischen Konzerns Svedala-Industri beabsichtigt, im Hamburger Transportbandtechnik-Werk „Svedala-Scholtz“ – das Traditionsunternehmen Konrad Scholtz wurde Anfang der neunziger Jahre vom Svedala-Konzern geschluckt – die Stahlseilgurtfertigung und den Bereich Kautschuk-„Mixer“ stillzulegen. 70 Arbeitsplätze der insgesamt 150 Beschäftigten sollen abgebaut werden.

Die Nachricht traf Betriebsrat, Belegschaft und Gewerkschaft am Wochenende „wie ein Hammer“, so Koltze, „da der Betrieb eigentlich schwarze Zahlen schreibt“. Es gebe zwar Informationen, daß ein erhoffter Auftrag wegfalle, dennoch gebe es „weltweit für Stahlgurtförderbänder einen Markt“, weiß Koltze. „Der Bergbau ist weltweit gesehen keine schrumpfende Industrie.“

Und gerade im Svedala-Werk in Wandsbek werden diese Förderbänder für den Bergbau hergestellt. Sie bestehen aus elastischem Kautschuk, der mit Stahlseilen durchzogen ist, damit sich die Bänder bei Belastung nicht in der Länge dehnen können.

Unverständnis herrscht auch darüber, den eigenen „Kernbereich“ Kautschuk-Mischerei aufzugeben. „Wenn Kautschuk fremd bezogen werden muß, ist das Unternehmen nicht mehr flexibel.“ Daher herrscht bei Belegschaft und Gewerkschaft die Befürchtung, daß der Standort Hamburg ganz aufgegeben werden soll, denn es würden für die 80 Beschäftigten nur noch die Vollgummiproduktion und der Bereich „Trommelbehaftungen“ verbleiben. „Dann stellt sich bald die Frage, ob sich das Werk rentiert“, befürchtet Koltze.

Die IG BCE hat die Unternehmensleitung noch für diese Woche zu Verhandlungen aufgefordert. Koltze: „Erst wenn wir wissen, was das soll, können wir über Alternativen reden.“ Das Unternehmen habe offenzulegen, „ob es noch etwas anderes für den Standort Hamburg in der Pipeline hat“, verlangt Koltze. „Sonst spitzt sich der Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze weiter zu.“ Kai von Appen

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