piwik no script img

Unterm Strich

Bald ist es vollbracht: Nach jahrelangen Vereinigungsquerelen werden sich am kommenden Wochenende in Dresden die beiden deutschen PEN-Zentren, letzte gallische Dörfer der deutschen Teilung, zusammenschließen und das „PEN-Zentrum Deutschland“ gründen. Erster Präsident des neuen Verbandes soll der (Ost-)Berliner Schriftsteller Christoph Hein werden, einen Gegenkandidaten wird es voraussichtlich nicht geben. Hein würde damit den westdeutschen PEN-Präsidenten Karl-Otto Conrady und dessen ostdeutschen Kollegen B.K. Tragelehn ablösen.

Dennoch dürften die Auseinandersetzungen um die Geschichte des Ost-PEN noch nicht zu Ende sein. Für Meinungsverschiedenheiten sorgt weiterhin Autor Erich Köhler, dem langjährige Stasi-Mitarbeit zur Last gelegt wird. Anders als andere in ähnlicher Weise verstrickte Kollegen hatte Köhler auf der letzten Tagung des Ost-PEN im März seinen freiwilligen Austritt strikt abgelehnt. Der bisherige West-PEN-Generalsekretär Johano Strasser hält es für wahrscheinlich, daß in Dresden ein Antrag auf Ausschluß Köhlers gestellt wird. Er wisse von Leuten, die einen solchen Antrag stellen wollen. Genau das hatte der Ost-PEN aber stets abgelehnt.

Der portugiesische Schriftsteller José Cardoso Pires ist gestern im Alter von 72 Jahren in Lissabon gestorben. Nach einer Gehirnthrombose lag er seit Juli im Koma. Cardoso Pires gehörte zu den erfolgreichsten Gegenwartsautoren Portugals. Zu seinen wichtigsten Büchern zählen „Glücksspiele“ (1963), „Jobs Gast“ (1964), „Der Dauphin“ (1968) und die „Ballade vom Hundestrand“ (1982). Als linker Autor und Essayist hat er sich stets kritisch mit der Politik Portugals beschäftigt. In dem 1970 erschienenen Roman „Seine Exzellenz, der Dinosaurier“ setzte er sich vernichtend mit der Salazar-Diktatur auseinander. Auf der Frankfurter Buchmesse, die im vergangenen Jahr Portugal gewidmet war, wurde Cardoso Pires letztes und erfolgreiches Werk „Lissabonner Logbuch“ vorgestellt. Es ist ein Porträt seiner Heimatstadt, das sich als Gegenstück zu den touristischen Klischees versteht. Für seine Verdienste um die portugiesische Literatur wurde der diplomierte Mathematiker und Universitätsprofessor 1997 mit dem Pessoa-Preis, einer der wichtigsten Ehrungen seines Landes, ausgezeichnet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen