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Serbische Truppen auf dem Rückzug aus Kosovo

■ Nato erhält Drohung gegen Milošević aufrecht. Albanische Dörfer erneut unter Beschuß

Priština/Brüssel (AP) – Einen Tag vor Ablauf des Kosovo-Ultimatums der Nato sind gestern in der serbischen Provinz deutliche Truppenbewegungen auf jugoslawischer Seite registriert worden. Panzer und gepanzerte Fahrzeuge fuhren in ihre Kasernen. Damit wollte die Belgrader Führung der Nato offenbar zeigen, daß sie den zugesagten Rückzug ihrer Truppen aus dem Kosovo tatsächlich durchführt. Wie es gestern in Nato- Kreisen unter Berufung auf Geheimdienstberichte hieß, gibt es „einige Anzeichen“ für den Rückzug „einiger Einheiten“. Das regierungsnahe serbische Medienzentrum meldete, drei Militäreinheiten seien gestern in ihre Kasernen in Urosevac, Priština und Kosovska Mitrovica zurückgekehrt.

Später war eine Kolonne mit mehr als zwei Dutzend Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und Lastwagen zu sehen, die den Kontrollposten Komorane in Richtung Priština passierte. Polizisten entfernen außerdem die Schilder an dem 20 Kilometer westlich von der Haupttstadt Priština gelegenen Posten, auf denen die Autofahrer bislang zum Halten aufgefordert wurden.

Die Nato bekräftigte unterdessen auch weiter ihre Entschlossenheit, nach Ablauf der Frist heute um 20 Uhr notfalls mit Luftangriffen gegen die Republik Jugoslawien vorzugehen. Der jugoslawische Präsident Slobodan Milošević wisse, in welche Richtung er sich bewegen müsse, wenn er Luftangriffe vermeiden wolle, sagte ein Nato-Vertreter gestern nach einem Treffen des Nato-Rates. Das Gremium ließ sich von Oberbefehlshaber Wesley Clark über die Gespräche unterrichten, die er und der Vorsitzende des Militärausschusses, General Klaus Nauman, am Wochenende mit Milošević geführt hatte.

Das albanische Kosovo-Informationszentrum berichtete unterdessen, daß serbische Truppen gestern vier Ortschaften in der Gegend von Klina, 50 Kilometer westlich von Priština, beschossen hätten. Dieselben Ortschaften seien bereits am Sonntag eineinhalb Stunden unter Feuer genommen worden.

Von unabhängiger Seite gab es keine Bestätigung für die Angriffe.

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