piwik no script img

Fotokopie des Todes

■ Mit der Tanz-Performance „Or“ von Dumb Type aus Kyoto eröffnet Kampnagel die Saison

Zuerst kommt die Kunst. Und aus der Zukunft. Um genauer zu sein, Dumb Type kommen aus Japan und gestalten Abende, die sie in den Verdacht gebracht haben, die Botschafter für die zahlreichen Fotokopierer-Hersteller ihres Landes zu sein. Laut und hell ist das Theater von Dumb Type. Das blendet, tut fast weh, aber dann hat man auch etwas eingefangen. Diesmal versuchen sie so, vom letzten Moment des Lebens eine Kopie zu machen: Or, OperationRoom – „dead OR alive“. Ein endloser weißer Raum ist diesmal die Projektionsfläche für ein riesengroßes EEG – kurz vor Ende der Hirnströme.

Dumb Type ist eine Gruppe aus Video- und Computerartisten, bildenden Künstlern und Musikern, Architekten und Performern, die sich 1984 am Kyoto City Art College zusammenfanden. Sie haben Installationen, Videos, CDs und Aufführungen erarbeitet, und meistens sind ihre Szenen von alledem etwas. Bereits mit ihren frühen Arbeiten tourten sie international sehr erfolgreich, und 1992 machten sie mit S/N das erste Projekt, das sich mit AIDS auseinandersetzte (http://dt.ntticc.org.jp).

Seitdem arbeiten Dumb Type unter anderem am Verschwinden. Die letzte Produktion, Lovers (Dying pictures, loving pictures), war eine begehbare Projektion sich umarmender und bei Annäherung verschwindender Menschen, und auch die Multi-Media-Tanz-Performance Or ist ein Ort des Übergangs. Von der gläsernen Krankenbahre auf den Boden, von der Plastikfolie zur Geburtsblase, von asketischen Bewegungsstudien zu opulenten Sinnesbombardements, von sich in die Netzhaut brennendem Licht zu wunderschönen Bildern und – von der Gegenwart zur Zukunft.

Matthias von Hartz

Mi, 4. bis So, 8. November, 20 Uhr, Kampnagel k6

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen