: Microsoft unter Druck
■ Der Softwarekonzern soll Computerbauer Apple zur Kooperation gezwungen haben
Washington (rtr/taz) – Microsoft soll den Computerhersteller Apple und den Onlinedienst AOL zur Kooperation gezwungen haben. Für diese Anschuldigungen haben die Ankläger im Kartellprozeß gegen den US-Softwarekonzern am Mittwoch neue Indizien vorgelegt. Microsoft wird vorgeworfen, seine Marktmacht mißbraucht zu haben. Dabei geht es vor allem um Zugangsprogramme für das Internet.
Apple war im vergangenen Jahr für seine Computer auf den Microsoft-Browser Internet Explorer umgestiegen. Der Internet-Pionier Netscape hatte mit seinem Produkt Navigator das Nachsehen. Apple-Finanzchef Fred Anderson soll das gegenüber Netscape damit begründet haben, daß Apple für seine Macintosh-Computer Zugang zu den Office-Programmen des Branchenführers benötigt habe. Handschriftliche Notizen, die der Anklagevertreter David Boies am Dienstag vorlegte, belegten dies: „Apple mußte sicherstellen, daß Microsoft weiter MS Office für den Mac liefert, oder wir wären tot gewesen“, hatte Anderson notiert. Im August 1997 hatte Apple-Mitbegründer Steve Jobs mitgeteilt, daß sich Microsoft mit 150 Millionen Dollar an dem damals angeschlagenen Unternehmen beteiligen werde.
AOL-Vizepräsident Colburn erklärte, sein Unternehmen könne Ende des Jahres aus einem Vertrag mit Microsoft aus dem Jahr 1996 aussteigen, nach dem AOL den Internet Explorer als Standardbrowser in sein Programm eingebaut hatte. AOL würde gerne ein Netscape-Produkt einsetzen, wolle aber den Vertrag mit Microsoft nicht kündigen. Immerhin habe Microsoft angekündigt, man wolle den Hinweis auf AOL aus dem Betriebssystem entfernen, falls der Onlinedienst das Browser-Abkommen kündigt.
Microsoft ist im Vergleich zu Netscape spät in das Geschäft mit Internet-Programmen eingestiegen, hat den Konkurrenten aber mittlerweile als Marktführer verdrängt.
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