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„Unwiderruflich verloren“

■ Augenzeuge in Guinea-Bissau: Der Bürgerkrieg mit Beteiligung Senegals zerstört die wenigen wissenschaftlichen und kulturellen Institutionen

In Bissau wurden unter anderem eine wichtige Abteilung des Nationalkrankenhauses (Institut für Tropenmedizin) und der alte historische Zentralmarkt total zerstört. Schulgebäude wie die „Ensino Basico Complementar“ im Stadtviertel Ajuda in Bissau, das Schulzentrum „Complexo Escolar 14 de November“ und das nationale Forschungszentrum Inep sind schwer beschädigt. Die Gebäude, die technische Ausstattung und die Bibliothek des Inep sind weitgehend durch die heftigen Gefechte in den ersten beiden Kriegsmonaten und die Transformation des Komplexes in ein wichtiges Militärcamp der senegalesischen Truppen verwüstet worden.

Das Inep ist die größte und aktivste Forschungseinrichtung in Guinea-Bissau. Es liegt weniger als zwei Kilometer von der anfänglichen Frontlinie in Bissau entfernt. Durch die Umwandlung in einen Militärposten geriet das Gelände unter intensives Bombardement.

Die Inep-Bibliothek hat einen ganz besonderen kulturellen Stellenwert, denn sie bildet den Nukleus einer noch zu gründenden bissauischen Nationalbibliothek. Sie ist das wichtigste Referenzzentrum aller Publikationen zu Guinea-Bissau. Die Bibliothek wurde durch Beschuß so stark beschädigt, daß alle drei Etagen von den tropischen Regenfällen seit Ende Juni unter Wasser gesetzt wurden.

Tausende von Büchern, Zeitschriften und Dokumenten zur Geschichte Guinea-Bissaus, die hier seit der Unabhängigkeit schwerpunktmäßig gesammelt wurden, sind unwiderruflich verloren. Gleiches gilt für Tonkassetten, Fotos und Filme des audiovisuellen Archivs, das insbesondere die Geschichte des nationalen Unabhängigkeitskrieges aus der Perspektive seiner Akteure und Zeitzeugen festhält.

Trotz des Waffenstillstands dient das Forschungsinstitut weiterhin als Stützpunkt der senegalesischen Truppen. Den Inep-Mitarbeitern wurde noch nicht einmal gestattet zu retten, was noch zu retten ist. Die wissenschaftliche Leitung des Inep befürchtet in einem Hilferuf, daß „ganze Seiten der Geschichte Guinea-Bissaus Gefahr laufen, für immer weiß oder unlesbar zu bleiben“. Idrissa Embalo

Der Autor stammt aus Guinea-Bissau, studiert derzeit an der Humboldt-Universität in Berlin und besuchte vor kurzem seine Heimat.

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