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Labskaus gegen Currywurst

■ Aufwärts mit Magath: Werder Bremen gewinnt 1:1 gegen den MSV Duisburg

ie Duisburger hatten nach ihrem Pokal-Aus gegen die Münchner Bayern Kräfte gesammelt und wollten in Bremen punkten. Dazu haben sie den Bremern eine schwer verdauliche Bratwurst mitgebracht, die sie in den Farben ihrer Trikots rot-gelb mit reichlich Ketchup und Curry getarnt hatten. Auf dieser Ketchupmasse sollten die Bremer ins Trudeln geraten und drei Punkte aus dem Weserstadion entführt werden.

Herr Magath hatte ein anderes Rezept. Er hat die müden Knochen der Profis durch kontrolliert anstrengendes Training vorbereitet und dann entsprechend einem Norddeutschen Kochbuch alles mit dem Matjesfilet durch den Wolf gedreht um eine neue Mannschaft zu formen. Mit der sauren Gurke sollten die Profis an die nächsten Trainingseinheiten erinnert und somit zum Kämpfen motiviert werden. Zum Schluß sollte das Spiegelei obenauf signalisieren, den Duisburgern ein Ei ins Nest zu legen und den ersten Heimsieg der Saison einzufahren.

Maximov lief als dritter Libero im dritten Spiel unter Magath auf, Wicky wurde auf die rechte Außenbahn beordert und Roembiak versuchte sich als rechter Verteidiger. Werder legte sofort mit einem Sturmlauf los, der allerdings schon in der 4. Minute durch einen Querschläger von Maximov im eigenen Strafraum beendet wurde. Anschließend offenbarten sich die Schwächen und damit auch die Möglichkeiten auf beiden Seiten. In der 23. Minute legte Todt 20 Meter vor dem Tor einen Duisburger völlig unnötig und ungeschickt um und erhielt den gelben Karton. Den anschließenden Freistoß verwandelte der Duisburger Neun direkt – unhaltbar für Rost, um Spekulationen vorzubeugen. Die letzten zwanzig Minuten der ersten Halbzeit waren geprägt von der wachsenden Ängstlichkeit der Bremer und dem Bemühen der Duisburger den Vorsprung zu halten. Nach der Pause kamen mit Flock für Wicky und einem Wechsel von Maximov ins offensive Mittelfeld neue Impulse ins Spiel. Werder erspielte sich einige Ecken und Torchancen. In der 56. Minute wurde der Ball gleich zweimal abgewehrt, der dritte Schuß von Bogdanovic ging unter die Latte und leider wieder ins Feld. Doch auch Duisburg steckte nicht auf und traf nach einem Freistoß nur das Lattenkreuz. In der 59. Minute kam Flo für Frings. Sofort stellte sich die Frage: Fußballgott oder Katastrophe? Seine beste Leistung war, wie er selbst nach dem Spiel sagte, daß er beim Angriff der zum Ausgleich von Werder führte, nicht eingegriffen hat. Flo ließ den Ball von Todt auf Maximav durch. Dieser flankte auf Bogdanovic, der Torwart Gill keine Chance ließ. Werder erkämpfte sich noch zahlreiche weitere Chancen, schön anzusehen, aber wertlos.

Als Fazit bleibt: Maximov kann durchaus Libero spielen, ist aber aufgrund seiner Offensivqualitäten hinter den Spitzen effektiver. Das Verständnis zwischen Maximov und Bogdanovic, die zu den Besten bei Werder zählten, muß durch Zusammenspiel in der Offensive gefördert werden. Flock hat auf der rechten Seiten Schwung nach vorne gebracht. Die Fans haben eine halbe Stunde A-il-ton gerufen und sind leider nicht erhört worden, obwohl Ailton in der Halbzeit die er gegen Freiburg gespielt hat, ein Tor gemacht hat. Bode sollte für die nächsten vier Spiele ein Verbot erhalten, den gegnerischen Strafraum zu betreten, damit sein Selbstbewußtsein durch vergebene Torchancen nicht weiter sinkt.

Wie schon die Eingangsrezeptur vermuten ließ, boten beide Mannschaften nur biedere „Hausmannskost“. Die Gesänge aus der Fankurve: „Wir holen den U-UEFA-Cup und werden Deutscher Meister“ habe ich wohl vernommen, doch es fehlt der Glaube. Selbst die Leistung der zweiten Halbzeit müßte sich vervielfachen, damit der UEFA-Cup nicht schon ab Dien-stag für Werder beendet ist. Bis Werder wieder um die Deutsche Meisterschaft mitspielt, haben wir uns alle mit Sicherheit schon an den Euro gewöhnt. Zum gefühlten Tabellenplatz bleibt festzustellen: Selbst wenn Werder kein Spiel mehr verliert und immer Unentschieden spielt, wird Werder am Ende 30 Punkte haben und absteigen! Erwin Böhm

Der taz-Gastautor ist Personalratsmitglied im Amt für Soziale Dienste Mitte-West.

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