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Mit allen Stars beim Sulzbacher Jubiläum

■ Das Frankfurter 1:0 über Bayern München kann kein richtiges Bundesligaspiel gewesen sein

Frankfurt/Main (taz) – Das Bundesligaspiel Eintracht Frankfurt gegen Bayern München war eigentlich gar kein richtiges Bundesligaspiel. Eher war das ein Spiel von der Sorte, sagen wir mal, wenn der TSV Sulzbach 1887 wegen eines Vereinsjubiläums Eintracht Frankfurt einlädt. Einmal am großen Fußball schnuppern, vor dem Spiel mit Mario Basler bei einer Schachtel Marlboro fachsimpeln und danach mit Stefan Effenberg bei ein paar gepflegten Bierchen analysieren. Wie das Ergebnis letztlich lautete – 1:9 oder 1:10 wohl – weiß keiner genau, denn darauf kommt es auch nicht an.

Viel eher kommt es darauf an, ob der Gegner auch wie vereinbart alle Stars mitbringt und niemand geschont wird bei der lästigen Pflichtübung in der Fußball-Provinz. Am Samstag war das o.k.

Der FC Bayern brachte bis auf Giovane Elber alle seine Stars mit, sogar Fußball-Legende Lothar Matthäus wurde eingesetzt. Und so war alles schön harmonisch und zum besten bestellt – 60.000 Zuschauer wollten dem Fußballfest beiwohnen, es wurden Geschenke in Anspielung auf regionaltypisches Brauchtum überreicht. Franz Beckenbauer war gut gelaunt und scherzte, als ihm eine Frau in hessischer Tracht einen Bembel überreichte: „Zur Not kann man da auch Weißbier einfüllen, oder?“

Anpfiff – sich nicht blamieren und wenigstens zu Beginn etwas mithalten war also die Losung.

7. Minute: Ansgar Brinkmann holt einen Einwurf gegen Weltmeister Lizarazu heraus – immer noch kein Klassenunterschied zu erkennen.

32. Minute: Sobotzik schießt ein Tor – komisch, die Dramaturgie von Sportplatzeinweihungs- und Jubiläumsspielen sieht den Ehrentreffer doch eigentlich erst beim Stande von 6:0 oder 7:0 für die Starauswahl vor. Na ja egal, aber den Besuch so zu reizen, ist erst einmal nicht richtig gastfreundlich und kann die Übermannschaft auch dazu nötigen, jetzt ernst zu machen und das Ergebnis zweistellig zu gestalten.

Halbzeit: Die letzte Aktion des Rekordmeisters war eine Flanke ins Seitenaus – die Bayern-Stars haben scheinbar heute keine große Lust, ein paar Tricks zu zeigen. Der Anschlußtreffer ist jedenfalls schon geschafft und zweistellig wird die Eintracht-Niederlage jetzt wohl nicht mehr ausfallen.

63. Minute: Nationalspieler Jancker sieht nach Foul an Houbtchew Gelb-Rot – das muß doch in einem solchen Spiel wirklich nicht sein. Gut, daß man sich doch entschieden hat, mit einem Schiedsrichter zu spielen.

64. Minute: Zampach kommt für Brinkmann – schön, daß auch der von den Anhängern als „Fußballgott“ Verehrte mitspielen darf.

90. Minute: Olli Kahn im Eintracht-Strafraum beim Kopfball – endlich kommen die kleinen Verrücktheiten ins Spiel, die die Zuschauer sehen möchten.

91. Minute: Gute Stimmung am Fußballplatz – zum erstenmal wird sich vereinzelt erlaubt, davon zu träumen, nicht hoch zu verlieren.

92. Minute: Besonders Wagemutige können sich ein Unentschieden vorstellen – vorausgesetzt die Eintracht macht das 2:0.

94. Minute: Schlußpfiff.

Nach dem Spiel noch gemütliches Beisammensein, und Eintracht-Coach Horst Ehrmantraut überrascht wieder alle: „Das Schöne ist nicht, daß wir gegen Bayern München gewonnen haben, sondern daß wir drei Punkte gewonnen haben.“ Wie? Das Spiel zählt? Klaus Teichmann

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