: Tief „Ziska“ läßt es weiter regnen
■ Andauernder Regen verschärft die Überflutungsgefahr. Flüsse schwellen an. In Niedersachsen drohen Deiche zu brechen. Ein Feuerwehrmann aus Franken starb an seinen Verletzungen
Berlin (dpa/taz) – Golden war der Oktober in diesem Jahr nicht, aber Rekordhalter ist er allemal. In Frankfurt am Main zum Beispiel hat es seit 1857 nicht mehr soviel geregnet wie in den vergangenen vier Wochen, meldete der deutsche Wetterdienst in Offenbach. Von Dienstag an sorgt das Tief „Ziska“ für neuen Regen. Erst zum Ende der Woche soll das Wetter wieder besser werden.
Nach einer leichten Entspannung der Hochwasserlage hatte sich die Überflutungsgefahr am Sonntag wieder verschärft. An den Ufern von Rhein, Main und Mosel brachten Anwohner ihre Möbel und Gegenstände in Sicherheit und türmten Sandsäcke zu Wällen auf. Unzählige Keller liefen voll, viele Straßen und Autobahnabschnitte waren gesperrt. Neben Tausenden Helfern des Katastrophenschutzes sind 1.000 Bundeswehrsoldaten im Einsatz.
Die Hochwasser-Vorhersage- Zentralen in den bedrohten Gebieten können kaum Mut machen. „Der Schutzwall reicht nicht aus“, meldete Zentralleiter Peter Homagk aus Wertheim in Baden- Württemberg, wo Main und Tauber zusammenfließen. Homagk rechnete gestern nachmittag damit, daß Wertheim und das nahegelegene Freudenberg in der Nacht Land unter melden müssten. Auch in Köln droht die Überschwemmung der Altstadt. Wenn es weiterregne, werde der Rheinpegel einen Stand von „deutlich über 9 Metern“ erreichen, prophezeite der dortige Leiter, Reinhard Vogt. Kölns Altstadt steht ab einem Pegelstand von rund 10 Metern unter Wasser. Schiffe dürfen auf weiten Abschnitten des Rheins und der Donau nicht mehr fahren. In Trier stieg die Mosel gestern stündlich um 14 Zentimeter, auch die Saar schwoll zügig an. Katastrophenalarm auch in Niedersachsen: Im Landkreis Oldenburg drohte ein Deich auf einer Länge von 500 Metern zu brechen, ebenso in Haselünne. In Delmenhorst entspannte sich die Lage leicht.
Durch das Hochwasser kamen auch Menschen ums Leben. Ein 37jähriger Feuerwehrmann aus Franken war durch ein Abwasserrohr gesogen worden und erlag seinen Verletzungen. Im niedersächsischen Hornburg werden zwei 5jährige Jungen vermißt, nahe Würzburg ein 2jähriger. Kerstin Willers
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