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Unterm Strich

Jetzt ist es soweit: Ernst Jüngers Wilflinger Oberförsterei wird zur Gedenkstätte. In- und ausländische Bewunderer des Spätverstorbenen, so meldet dpa, haben einen Freundeskreis gegründet, der das Andenken an den im Februar im Alter von 102 Jahren gestorbenen Ernst und seinen 1977 im jugendlichen Alter von 79 verschiedenen Bruder Friedrich Georg erhalten will. Franz Schenk Freiherr von Stauffenberg wurde beim Gründungsakt im Schloß zu Wilflingen als Vorsitzender gewählt. Die zentrale Jünger-Gedenkstätte soll am 29. März 1999 eröffnet werden – Ernsts 104. Geburtstag. Die Finanzierung funktioniert über eine Stiftung, die Kreissparkasse Biberach stellt dafür das Kapital zur Verfügung. Die Betreuung des Hauses übernimmt das Deutsche Literaturarchiv Marbach.

Unterdessen wurde – fast 750 Jahre nach seinem Tod – in der Kathedrale von Palermo der Sarkophag von Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen geöffnet. Die Untersuchung der teilweise mumifizierten Leiche soll Aufschluß darüber geben, ob Friedrich II. tatsächlich vergiftet wurde. Außerdem erhofft man sich mit Hilfe von DNA-Tests Hinweise über die Identität der beiden anderen Leichen, die neben dem Kaiser im Staufer-Grab liegen. Es ist weltweit das erste Mal, daß ein Grab mit derartigem High- Tech-Aufwand geöffnet wird. Um die Leichen nicht durch Keime und andere Umwelteinflüsse zu beschädigen, haben deutsche Spezialisten einen sogenannten „Reinraum“ um den Baldachinsarg gebaut, um Temperatur und Luftfeuchtigkeit genau den Verhältnissen im Sarginneren anzupassen. Zuvor hatte es einen monatelangen Streit mit dem Bischof von Palermo gegeben, der die Sargöffnung aus Pietätsgründen verhindern wollte. Schließlich wurde ein Kompromiß gefunden und der eine halbe Tonne schwere Deckel nur um 35 Zentimeter gelupft.

Dazu paßt vielleicht die Meldung, daß die Zahl der anonymen Bestattungen in Berlin im vergangenen Jahr erneut zugenommen hat. Ihr Anteil an den insgesamt 36.030 Bestattungen hat, wie das Statistische Landesamt mitteilt, mit über einem Drittel einen neuen Höchststand erreicht. Namenlose Begräbnisse haben in den letzten sechs Jahren um insgesamt elf Prozent zugenommen, fanden aber nur auf städtischen und evangelischen Friedhöfen statt.

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