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Schützenhilfe für Belgrad aus Paris

Aus „Sympathie für Serbien“ soll ein französischer Nato-Offizier der Belgrader Regierung Ziele etwaiger Luftangriffe der Nato verraten haben. Auch der Chef der bosnischen Serben erhielt bereits Infos aus Frankreich  ■ Von Andreas Zumach

Genf (taz) – „Die besten Verbündeten der Serben sitzen nicht in Moskau, sondern in Paris.“ Diese Einschätzung eines hohen deutschen Diplomaten aus der Anfangsphase des Jugoslawien-Konflikts im Jahr 1991 scheint sich Anfang dieser Woche mit der Festnahme eines proserbischen französischen Spions im Brüsseler Nato- Hauptquartier erneut bestätigt zu haben.

Indem er die hochgeheime Liste eventueller Ziele von Nato-Luftangriffen an Belgrad verriet, ermöglichte es der 46jährige Major Pierre Bunel der serbischen Armeeführung, diese Ziele zu verlegen oder militärisch zu schützen. Wäre es zu Luftangriffen gekommen, hätte für die Piloten der Nato-Kampfflugzeuge ein erheblich höheres Abschußrisiko bestanden. Nach eigenen Angaben erhielt der französische Offizier für seinen Verrat kein Geld und handelte ausschließlich aus „Sympathie für die Serben“. Ähnliche Motive bewegten den französischen Armeemajor Herve Gourmillon in den Jahren 1996/97 zu mehrfachen geheimen Treffen mit dem ehemaligen Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadžić, gegen den seit Ende 1995 ein internationaler Haftbefehl des Den Haager Kriegsverbrechertribunals vorliegt. Bis zu seiner Ablösung im Herbst 97 war Gourmillon im Hauptquartier der französischen Streitkräfte der Nato-geführten SFOR-Truppe in Mostar Verbindungsoffizier zu den bosnischen Serben.

Bei seinen – nach den Statuten von Nato und SFOR streng verbotenen – Treffen mit dem gesuchten Kriegsverbrecher Karadžić soll Major Gourmillon diesen auch über Pläne der Nato/SFOR zu seiner Festnahme informiert und diese damit vereitelt haben. Auf entsprechende Aussagen US-amerikanischer Geheimdienstmitarbeiter gegenüber der Washington Post räumte das Pariser Verteidigungsministerium damals lediglich ein, Gourmillon habe „Beziehungen gehabt, die umstritten erscheinen könnten“.

Der Fall Gourmillon führte zu erheblichen Verstimmungen zwischen Frankreich, den USA und dem für die SFOR zuständigen US-amerikanischen Oberbefehlshaber der Nato, General Wesley Clark. Zusätzlich belastet wurde das Verhältnis durch die Tatsache, daß (bis heute) ausnahmslos alle Festnahmen gesuchter Kriegsverbrecher im US-amerikanischen oder britischen SFOR-Sektor Bosniens stattfanden.

Weil Paris das damals angekündigte Untersuchungsverfahren gegen den Major bis heute nicht durchgeführt hat, wurden diese Verstimmungen nie völlig ausgeräumt und dürften durch die jetzt aufgeflogene Spionage von Major Bunel neue Nahrung erhalten.

Durch besonders serbenfreundliches Verhalten fielen französische Offiziere schon zu Zeiten der bis Dezember 1995 in Bosnien und Kroatien stationierten UNO- Truppe Unprofor auf. Deren Oberbefehlshaber General Bernard Janvier traf durch sein Mandat nicht gedeckte Geheimabsprachen mit seinem inzwischen auch als Kriegsverbrecher gesuchten bosnisch-serbischen Counterpart Ratko Mladić.

Und Anfang Juli 95 verweigerte General Janvier entgegen der mehrfachen, dringenden Aufforderung seiner untergebenen Offiziere die Anforderung von Nato- Luftstreitkräften, um die Eroberung der UNO-Schutzzone Srebrenica durch die Serben doch noch zu verhindern. Die vom Kriegsverbrechertribunal in Den Haag bereits seit 1996 verlangte Zeugeneinvernahme Janviers und anderer französischer Offiziere bei der ehemaligen Unprofor wird von der Regierung in Paris bis heute verhindert.

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