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Senator Mirow denkt vernetzt

Eine Studie im Auftrag der Wirtschaftsbehörde untersucht, mit wem die Hamburger Dienstleister Geschäfte machen  ■ Von Gernot Knödler

Es ist ein bißchen wie bei der berühmten Geschichte vom Schmetterling, dessen Flügelschlag über den Fidschi-Inseln einen Wirbel-sturm in der Karibik auslösen kann. Denn nicht nur beim Wetter hängt alles mit allem zusammen, nein, auch bei Hamburgs Wirtschaft. Damit er besser vorhersehen kann, was passiert, wenn er hier und dort ein Rädchen dreht und ins Geschehen eingreift, will Senator Thomas Mirow (SPD) nun Zug um Zug die Verflechtung der Hamburger Branchen untersuchen lassen. Eine erste Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Beratungsfirma „Regioconsult“, die das im Auftrag der Wirtschaftsbehörde für den Dienstleistungssektor durchexerzierte, ist gestern vorgestellt worden.

Mirow illustrierte seine Erwartungen am Beispiel des Flughafen-Ausbaus: Wenn bekannt sei, daß wichtige Branchen „auf Kontakt zu anderen Regionen angewiesen sind“ – weil sie von dort Leistungen oder Produkte beziehen oder sie dorthin verkaufen –, dann lasse sich auf dieser Grundlage entscheiden, in welches Verkehrsmittel die öffentliche Hand, also die Stadt Hamburg, investieren sollte.

Die Dienstleistungen sind der Bereich, in dem Hamburgs Wirtschaft am stärksten ist: Mehr als die Hälfte aller erwerbstätigen HamburgerInnen, nämlich 550.000 von 900.000, arbeitet im Handel, dem Verkehrs- und dem Dienstlei-stungsgewerbe im engeren Sinne. Werden der Staat und die privaten Organisationen hinzugerechnet, sind es sogar 80 Prozent. Das Dienstleistungsgewerbe alleine – darunter Kreditinstitute, Versicherungen, Wohnungsvermietungen – trugen im vergangenen Jahr fast die Hälfte der Bruttowertschöpfung in Hamburg.

Vor allem für Unternehmensberater, Software-Schmieden, Zeitungs- und Buchverlage, Werbefirmen und Ingenieurbüros, die das Wachstum der vergangenen Jahre hauptsächlich getragen haben, lagen bisher keine differenzierten Daten vor: Sie waren die Black Box in der Statistik der Wirtschaftsbehörde.

Einige Ergebnisse: Am Hamburger Export hatten insbesondere Verlage und Software-Häuser großen Anteil. Sie setzten 74 beziehungsweise 55 Prozent ihres Angebots im übrigen Bundesgebiet ab. Rund ein Fünftel der befragten Dienstleistungsunternehmen will sich in Zukunft auf auswärtige Märkte konzentrieren.

Während Hamburger Dienstleister viele Leistungen von anderen Artgenossen in der Hansestadt beziehen, kaufen sie hingegen nur wenige Güter von Produzenten in der Stadt. Engpässe im Hamburger Dienstleistungsangebot gibt es bei der elektronischen Datenverarbeitung und im Bereich Multimedia. Bei der Datenverarbeitung hapert es auch an den Unis der Stadt: Sie sollten nach Ansicht der befragten Unternehmen mehr Informatiker ausbilden.

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