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Banken wollen keine Gründerzeit

Eine Studie zeigt auf, wie Kreditinstitute in Deutschland mit vorschnellen Ablehnungen und falschen Finanzkonzepten angehende Firmengründer abschrecken  ■ Von Florian Marten

Hamburg (taz) – Wirtschaftsexperten, Politiker und Arbeitswissenschaftler werden nicht müde, für Deutschlands Rettung aus dem Sumpf der Massenarbeitslosigkeit auf eine neue Gründerwelle zu setzen. Kommunen und Kammern veranstalten Gründertage, Gründerzentren entstehen, 800 staatliche Förderprogramme hat allein die Datenbank des Bundeswirtschaftsministeriums gespeichert. Gründerparadies Deutschland?

Leider nein, meinen Praktiker wie der Unternehmensberater Wolfram Müller, der über einen „unübersichtlichen öffentlichen Förderdschungel“ klagt, in erster Linie aber die Banken ins Visier nimmt: „Die haben vor allem den kurzfristigen Profit im Auge. Existenzgründer brauchen viel Beratung und oft nicht sehr viel Geld.“ An diesem Geschäft seien aber viele Banken überhaupt nicht interessiert. Jan Evers vom Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen (IFF) formuliert etwas diplomatischer: „Für das Existenzgründungsgeschäft haben die Banken offenkundig noch überhaupt kein Konzept.“

Dabei erlauben die Ergebnisse der ersten bundesweiten und systematischen Studie „Kreditzugang und Beratungsqualität“ für ExistenzgründerInnen in Deutschland, die das IFF kürzlich vorstellte, ein geradezu vernichtendes Urteil: Die Beratungsqualität ist überwiegend schlecht, die Bereitschaft, Kredite zu vergeben, kaum vorhanden. Die IFF-Tester, die in Hamburg, München, Berlin und Köln ingesamt zwölf Geldinstitute mit drei pfiffigen und bereits praxisbewährten Projektkonzepten konfrontierten, erlebten ihr blaues Wunder: 80 Prozent der ingesamt 100 Bankkontakte endeten mit einer zumeist kaum begründeten Ablehnung.

Besonders katastrophal ist die Praxis in Berlin: In Ostberlin gab es keine einzige Kreditzusage, die Berliner Sparkasse landete unter zwölf untersuchten Geldinstituten auf dem vorletzten Platz. Typische Beratung: „Öffentliche Förderung? Die ist für ihren speziellen Fall nicht vorgesehen und zudem viel zu aufwendig.“ – „Risikokapital für gute Ideen? Sowas gibt es nicht. Wir brauchen Sicherheiten. Haben Sie Grundbesitz? Können Ihre Eltern eine Bürgschaft übernehmen?“ Auf mögliche öffentliche Fördermittel wies gerade mal jeder vierte Banker hin. Und beinahe jeder zweite wollte eine, zumeist gar unbegrenzte, Kredithaftung durch die Eltern sehen.

Dies ist um so erstaunlicher, als die Projektvorschläge – ein Internet-Textservice, eine Pferdefüttermaschine und ein Fahrrad-Ergometer – in der Praxis bereits erfolgreich realisiert sind und für den Test von handverlesenen, finanziell untadeligen Testpersonen professionell als 20seitige Geschäftspläne präsentiert wurden. „Der eigentliche Grund: Bei einem Beratungsaufwand zwischen 2.500 und 5.000 Mark pro Kreditzusage, so die interne Kalkulation, lohnen sich Kredite erst ab 250.000 Mark.“

Besonders perfide: Die Banken haben zudem das Monopol für die Beantragung öffentlicher Fördermittel, die immerhin bis zu 80 Prozent der Kosten einer Existenzgründung abdecken können. Bei einem typischen Gründer-Kapitalbedarf von 100.000 Mark reichte dann oftmals ein Bankkredit von nur noch 10.000 Mark.

Kein Wunder, daß Banken, wenn sie Gründungswillige nicht gleich rausekeln, zumindest von den Fördertöpfen abraten, weil diese den Bankprofit schmälern würden. Diese Taktik hat Erfolg: 1997 holten sich gerade mal 600 von 16.700 Hamburger Existenzgründern Fördermittel.

Was soll die angehende Existenzgründerin also tun? Sie muß sich selbst umfassend informieren, es bei verschiedenen Geldinstituten versuchen und wissen, so Jan Evers, „daß Existenzgründungskredite zu bekommen vorläufig Glücksache bleibt“.

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