Bundesbank läßt Lafontaine abblitzen

■ Der Bundesfinanzminister kann sich bei seinem Antrittsbesuch in der Bundesbank kein Gehör verschaffen: Tietmeyer senkt die Zinsen nicht. Nein zu Lafontaines Motto „Arbeitsplätze sind wichtiger als die harte Mark“

Berlin (taz) – „Spiel mir das Lied vom Zins“: Finanzminister Oskar Lafontaine und sein Konjunktur- und Zinsstaatssekretär Heiner Flassbeck trafen gestern in Frankfurt zum großen Showdown bei der Deutschen Bundesbank ein. Eigentlich war es nur ein routinemäßiger Antrittsbesuch des neuen Finanzministers. Doch Lafontaine und Flassbeck hatten den Ausflug zum Zentralbankrat ungewohnt ausführlich über die Medien vorbereitet. In einer Serie von Bemerkungen und Interviews warfen sie der Bundesbank eine gewisse Blindheit vor: Die Zentralbanker sollten nicht ausschließlich die Stabilität der D-Mark und des Euro im Blick haben. Vielmehr müßten die Zinsen runter, damit die Industrie mehr zum Investieren animiert wird. Motto: Arbeitsplätze sind wichtiger als die harte Mark.

Gestern nun standen sich die Kontrahenten hinter verschlossenen Türen Aug' in Aug' gegenüber. Doch die öffentlichen Banker im Zentralrat zeigten sich ausdrücklich wenig beeindruckt. Schon am Vormittag ließen sie verlauten, eine Pressekonferenz hinterher sei wohl nicht nötig. Und der hessische Landeszentralbankchef Ernst Welteke geißelte die jüngsten Äußerungen Lafontaines gestern im Info-Radio Berlin: „Das geht natürlich an die psychologischen Wurzeln des Euro.“ Welteke ist ein angesehener Landesbanker aus einem SPD-Bundesland. Er wurde zuletzt sogar als Nachfolger von Bundesbankchef Tietmeyer gehandelt.

Obwohl also das politische Schwergewicht Lafontaine und der geachtete Fachmann Flassbeck publikumswirksam nach Frankfurt pilgerten: Der Zentralbankrat hat an seinen Zinssätzen nichts geändert. Das erforderte schon das politische Kalkül. Andere Länder hingegen haben Kredite gestern verbilligt. Reiner Metzger

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