: Ein bißchen Zukunft für 38 Hektar in Freiburg
■ Modellstadtteil Vauban: Ein Verein organisiert soziales und ökologisches Wohnen
In Freiburg soll ein Stück Zukunft real werden. Auf dem Gelände der ehemaligen Vauban- Kaserne, 38 Hektar groß, soll in den kommenden acht Jahren ein sozialökologischer Modellstadtteil für 5.000 Menschen entstehen. Vorangetrieben wird das Projekt von einem Verein Namens Forum Vauban, der 1994 aus einer Bürgerinitiative hervorging und sich inzwischen zu einem kompetenten Stadtplaner entwickelt hat – unterstützt von der Bundesstiftung Umwelt und der Europäischen Union.
Beim Verkehr fängt das ambitionierte Umweltkonzept an, das zwischenzeitlich auch vom Freiburger Gemeinderat gebilligt wurde: Der Großteil des Wohngebiets wird stellplatzfrei sein, die Autos können nur am Rande des Geländes geparkt werden. Wer kein Auto besitzt, braucht auch keinen Stellplatz und spart auf diese Weise 27.000 Mark.
Weitere Arbeitsgruppen des Forums Vauban kümmern sich um Abfallvermeidung beim Bau, um die Regenwasserversickerung auf dem Gelände und um das künftige städtische Leben. Entsprechend dem Motto der modernen Stadtplanung – „Stadt der kurzen Wege“ – werden Wohnen, Arbeiten und Einkaufen möglichst nahe beieinanderliegen. Und schließlich soll der Stadtteil Vauban auch soziale Innovationen bringen: Bauwillige schließen sich zu Genossenschaften zusammen, um preisgünstiger bauen zu können, es werden Freiräume für Kinder geschaffen, mehrere Generationen sollen hier miteinander leben.
Selbst bei den Toiletten sind die Bauherren innovativ. Erstmals soll in einem Wohnhaus ein Verfahren angewendet werden, das bislang nur aus ICE-Zügen bekannt ist: Durch Vakuumröhren sollen die Fäkalien abgesaugt und anschließend in einer Biogasanlage vergoren werden. Nicht zuletzt setzt das Forum Vauban auf ein ökologisches Energiekonzept, das erheblich weiter geht als die Vorstellungen der Stadt. Während die Kommune sich mit Niedrigenergiebauweise begnügt, setzt der Verein auf Passivhäuser. Dank kluger Architektur benötigen diese Häuser kaum ein Viertel der Heizenergie eines Niedrigenergiehauses.
Doch hier mußte der engagierte Verein bereits seine Grenzen erkennen: Im ersten Bauabschnitt können nur 40 Wohneinheiten in Passivbauweise errichtet werden, obwohl es 70 Interessenten gab, die ein solches Öko-Haus gerne gebaut hätten. Vauban-Energieexperte Georg Steimer kann die zögerliche Haltung der Stadtverwaltung nicht nachvollziehen: „Würde die Stadt stärker auf Passivhäuser setzen, bekäme sie kostenlos Innovationen.“
Aber offensichtlich lag den Stadtplanern modernes Bauen allzu fern. Sie bemerkten nicht einmal, daß das von der Stadt beauftragte Planungsbüro schlichtweg die notwendige Ausrichtung der Bauten nach Süden verschlafen hat. Weil daran heute nichts mehr zu ändern ist, versucht das Forum Vauban anderweitig zu retten, was noch zu retten ist. „Mit etwas Glück“, sagt Steimer, „bringen wir auf den 450 Wohneinheiten im ersten Bauabschnitt immerhin 180 Quadratmeter Sonnenkollektoren unter.“ Bernward Janzing
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