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Letzte Nothilfe für den Transrapid

■ Wenn die Strecke Hamburg-Berlin nicht klappen sollte, will SPD-Clement den Magnetzug nach Düsseldorf holen. Thyssen-Betriebsrat läßt Unterschriftenliste kreisen - doch manche sind gerade aus Sorge um ihr

Berlin (taz/dpa) – Notfalls soll der Transrapid zwischen den Flughäfen Düsseldorf und Köln-Bonn hin- und herschweben – das erklärte jedenfalls der nordrhein- westfälische Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) am Wochenende. „Wenn Hamburg–Berlin gestrichen wird, bauen wir die Referenzstrecke“, sagte Clement dem Magazin Focus und Radio NRW. „Wir verhelfen dem Transrapid dazu, daß er ein Exportschlager wird.“ Der Düsseldorfer Regierungschef bestätigte Planungen für den Bau einer Transrapid- Strecke zwischen den Flughäfen Köln und Düsseldorf. Dies sei allerdings „eine alte Konzeption aus dem Ende der 80er Jahre“, sagte Clement am Samstag. „Wir arbeiten nicht daran, weil wir davon ausgehen, daß Hamburg–Berlin realisiert wird.“

Clement bestritt die Darstellung von Focus, er habe Geheimgespräche mit dem Vorstandschef der Thyssen-Industrie, Eckhard Rohkamm, geführt. Thyssen ist im Transrapid-Konsortium für die Systemtechnik der Magnetschnellbahn zuständig. Es gebe keine Geheimgespräche, sondern nur ganz normale Gespräche. Die dürften sich vor allem darum drehen, wie die Strecke der zahlenden Öffentlichkeit als sinvoll verkauft werden kann. Schließlich werden die beiden Flughäfen ab 2001 per ICE verbunden. Der schafft die nur 50 Kilometer lange Strecke in praktisch der gleichen Zeit wie der Transrapid es täte – etwa 15 Minuten.

Der Konzernbetriebsrat von Thyssen bläst unterdessen ebenfalls zum letzten Gefecht: Eine Unterschriftensammlung „Pro Transrapid“ kursiert zur Zeit unter den KollegInnen. „Wir bitten Euch ... ein Zeichen zu setzen – ein Zeichen für die Vernunft und Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland“, heißt es in dem Aufruf an die Belegschaft. Mut und Entschlossenheit seien nötig für solch ein Projekt und „Unternehmer, die diesen Namen verdienen und bereit sind, verantwortbare Risiken einzugehen.“ Sobald die Listen voll sind, soll die neue Bundesregierung damit konfrontiert werden.

Mit der Wortwahl qualifiziert sich der Autor des Aufrufs, Betriebsrat Dieter Kroll, eindeutig für einen Job bei der Magnetbahnplanungsgesellschaft – doch so wie es aussieht, wird diese Qualifikation demnächst nicht mehr gebraucht. Denn Kanzler Gerhard Schröder hat sich zwar im Wahlkampf für den Transrapid ausgesprochen.

Doch nachdem klargeworden ist, daß die Sache für die Bahn AG und damit für den Bund noch um einige hundert Millionen Mark teurer werden wird als bisher angegeben, wird das Projekt wohl kaum zu halten sein. Und auch bei Thyssen wollen längst nicht alle unterzeichnen. Ein Firmenbetriebsrat hat den Kollegen vom Konzern mitgeteilt, daß er gegen die Unterschriftenliste ist, weil sich die technischen, finanziellen und verkehrspolitischen Einwände der Transrapid-Kritiker als stichhaltig erwiesen hätten. Um Thyssen mit seinen 1.700 Beschäftigten im Verkehrsbereich auf eine zukunftsfähige Spur zu setzen, müsse man endlich von dem Projekt abrücken und statt dessen auf eine Renaissance der Flächenbahn setzen. Das wäre nicht nur verkehrspolitisch, sondern auch zur Sicherung dauerhafter Jobs viel sinnvoller. Annette Jensen

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