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Mit der Seele des Ostlers geschrieben –betr.: „Soziale Unsicherheit als Freibrief“ von Ivo Bozic, Intertaz vom 3. 11. 98

Die taz wäre noch besser, säßen mehr ehemalige „Ossis“ in ihren Redaktionsstuben. Zwei Vorteile hätte es: steigende Abo-Zahlen und mehr unverklärte Briefe aus den Beitrittsgebieten mit der Seele des Ostlers geschrieben!

[...] Natürlich baut auch die PDS auf DDR-Nostalgie auf, kommt sie doch schließlich aus dem Osten. Die meisten Ostler begrüßten den Untergang der DDR, haben jedoch ihr Leben in ihr verbracht. Keiner hat sie danach nach ihren Erfahrungen gefragt, sondern im Gegenteil, ihnen die „westlichen Werte“ aufgezwungen. Der Anteil Ostdeutscher an den heutigen Führungspositionen im Osten liegt von Militär bis Wissenschaft zwischen null und drei Prozent.

Ein Bayer namens Mühlfenzl wurde nach Ostberlin gesandt, um den Ostdeutschen ihr Fernsehen abzuschalten. Aus Bayern kam auch der neue Chef des danach gegründeten MDR-Fernsehens.

Der DDR-Staat schottete sich zwar weitgehend aus ideologischen Gründen vom Zuzug von Ausländern ab, trotzdem hinderte das seine Bürger nicht, eine solidarische Haltung gegenüber unterdrückten Völkern einzunehmen. Es wurde gespendet, aber zum Beispiel auch 1973 von Pinochet verfolgte Chilenen aufgenommen.

Es wurde nicht nur „kulturell reglementiert“, sondern auch organisiert. Es gab Kulturhäuser und Jugendklubs, wo keinesfalls nur das Einmaleins der SED gelehrt wurde, sondern Freizeit sinnvoll und aktiv verbracht. Auch diese Möglichkeiten fielen „westlichen Werten“ zum Opfer.

Aus meinem DDR-Leben heraus kann man auf jeden Fall von einem „Kulturschock“ sprechen. Nur das ist der wahre Nährboden, auf dem ein „Wessi“ aus München (!) seine Wahlerfolge in Sachsen-Anhalt aufbaute, und das hat nichts mit SED-Ostalgie zu tun, wie es der Autor beschreibt. Siegmar Lorenz, Straubing

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die auf dieser Seite erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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