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Protest im ersten Stock

400 Ärzte beim Aktionstag gegen zu knappe Budgets. Kassen: „Konflikte nicht auf dem Rücken der Patienten austragen“  ■ Von Heike Haarhoff

Die Streifenwagen, die zum Schutz der demonstrierenden Ärzte gestern vor dem Ärztehaus in der Humboldtstraße bereit standen, zogen unverrichteter Dinge wieder ab. Die rund 400 Mediziner, die dem Ruf ihrer Berufsverbände zum stadtweiten „Aktionstag gegen den rigiden Sparkurs in der Gesundheitspolitik“ gefolgt waren, zogen es vor, drinnen zu wehklagen.

„Die Protestveranstaltung findet im ersten Stock statt“, hieß es auf einem Wegweiser am Eingang. Entsprechend mißmutig schleppte der hausärztliche Internist Ingolf Resa sein Megaphon, mit dem er die Massen über die ungerechte Budgetierung hatte aufklären wollen. „Aber wenn nur wenige auf die Straße gehen wollen, läßt man es besser, sonst ist es nur peinlich“, ordnete er sich dem Mehrheitswillen unter. Statt einer Demo gab es also eine Podiumsdiskussion zwischen Kinder-, Nerven- und Hausärzten sowie Allgemein- und Jugendmedizinern und hausärztlichen Internisten. Die Praxen blieben derweil dicht; die Notfallversorgung war jedoch gesichert.

Die „Basismediziner“, wie all jene Ärzte sich nennen, die wenig Apparatemedizin betreiben, sind sauer. Sie beklagen, daß ihre Budgets von den Krankenkassen seit Jahren nicht erhöht wurden. Das Geld reiche nicht mehr aus, die Patienten angemessen zu behandeln. „Überlegen Sie mal, was wir für eine Ausbildung haben, und dann kriegen wir für einen Patientenbesuch beim Hausarzt 30 Mark“, ereiferte sich einer. Allein zwischen 1996 und 1997 habe man Umsatzeinbußen von zehn Prozent hinnehmen müssen. Hausärzte verdienten zwischen 2500 und 5000 Mark netto monatlich; manche hätten schon Helferinnen entlassen müssen.

Vor allem aber litten die Patienten, sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Lothar Späth. Sie könnten nur noch mit dem nötigsten versorgt werden. Und auch die Gesundheitspolitik der neuen rot-grünen Bundesregierung verspreche nichts Positives. Denn weiterhin müßten aus den Budgets sowohl Behandlungs- als auch Arzneimittelkosten gedeckt werden. Sobald die Pharmaindustrie also ihre Preise erhöhe, was ständig passiere, gehe das zu Lasten der Versorgung. Kurz und gut: Es müsse mehr Geld her.

Die Hamburger Krankenkassen wiesen die Vorwürfe zurück. Es sei unverständlich, daß „die Ärzte ihre Konflikte auf dem Rücken der Patienten austragen“. Erstens werde derzeit über eine Gesamtvergütung verhandelt. Zweitens nehme die jeweilige ärztliche Vereinigung die Aufteilung der Honorare vor. Wenn sich einzelne Gruppen benachteiligt fühlten, müsse das innerhalb der Ärzte geklärt werden.

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