Bitte keine Neidkomplexe!

■ TU Harburg kriegt 1996 45 Millionen Mark zusätzlich

Einmal mehr bekommt des Wissenschaftssenators Lieblingskind – die Technische Universität in Harburg (TUHH) – eine Extraportion Zuwendung. Die Finanzierung für einen weiteren Ausbau der Brutstätte „tüchtiger Ingenieure“ ist gesichert, jubelte Senator Leonhard Hajen (SPD) gestern vor der Landespressekonferenz. Der Haushaltsplan 1996 soll dafür um 45 Millionen Mark ergänzt werden.

Dringend brauche die TUHH einen neuen Hörsaal und ein Forschungsgebäude. Und damit nicht genug: Stimmen erst einmal die räumlichen Gegebenheiten, werden sechs zusätzliche Arbeitsbereiche an der TUHH ihren Platz finden – inklusive ausreichend Personal. Jeder neue Arbeitsbereich wird von zwei Professoren und drei wissenschaftlichen Mitarbeitern betreut. Das alles finanziert die Hansestadt mit 3,6 Millionen Mark. Die zusätzlich benötigten 6 Millionen will die TU durch „Umstrukturierungen“ selbst erwirtschaften.

Daß bei Stiefkindern der Bildungspolitik angesichts solch großzügiger Gaben sowas wie Neid aufkommen könnte, kann auch der Wissenschaftssenator nachvollziehen. „Wir machen hier jedoch keine Politik auf der Basis von Neidkomplexen.“ Es sei vielmehr richtig, die Universität an einigen Stellen zu verkleinern, an anderen jedoch auszubauen. „Was wir heute in tüchtige Ingenieure und innovative Produkte investieren, davon kann morgen eine Stadt leben.“ Das müßten schließlich auch neidische Geisteswissenschaftler anerkennen – zu denen Hajen auch Juristen und Ökonomen zählt. Deren „Dienstleitung“ sei nur in Regionen gefragt, in denen ausreichend geforscht und produziert werde.

Wie prächtig die Nachwuchsingenieure schon während ihres Studiums mit den regionalen Wirtschaftsunternehmen kooperieren, zeigt die erfolgreiche „Drittmittelwerbung“ der TUHH. Der Gesamt-etat der Hochschule war im vergangenen Jahr rund 80 Millionen Mark schwer, knapp 32 Millionen stiftete die Industrie als Forschungszuwendung.

Besonders vorbildlich funktioniere dabei seit langem der „Transfer“ mit der Deutschen Airbus. Allerdings, räumte Hajen ein, sei er ein bißchen ängstlich, ob den Studierenden auch in Zukunft dort noch genügend kompetente Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Stefanie Winter