Angstfrei schlafen

■ Wohnungs-Pool bei Hinz & Kunzt

Wer in der Hansestadt eine Wohnung sucht, braucht starke Nerven und ein dickes Portemonnaie. Derart gut ausgerüstet gilt es, diverse Hürden zu nehmen: Kreuzverhör am Telefon, Schlangestehen zur Besichtigung...

Obdachlose Menschen befinden sich ganz am Ende der Warteschlange – und in einem Teufelskreis: Das Dach überm Kopf ist für sie unerschwinglich, ohne Arbeitsplatz gibt's keinen Mietvertrag. Und Menschen ohne festen Wohnsitz haben auf dem Arbeitsmarkt kaum eine Chance. Soweit, so bekannt. Neuerdings gibt es jedoch eine Einrichtung, die sich des Problems annimmt: Das Hamburger Straßenmagazin Hinz & Kunzt will einen Wohnungspool für Obdachlose aufbauen; gestern wurde die Geschäftsstelle in der Altstädter Twiete eröffnet.

Vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden von hier aus die berühmte Kontaktpflege mit Hamburger Wohnungs- und Baugenossenschaften betreiben, die ergatterten Objekte der Begierde weitervermitteln, in rechtlichen Fragen beraten und auch tatkräftige Umzugshilfe anbieten.

Das Angebot ist zunächst für die Verkäuferinnen und Verkäufer des Straßenmagazins gedacht. Rund 100 von ihnen wurden vorab zu ihrer früheren und jetzigen Wohnsituation befragt. Das Ergebnis spricht für die dringende Notwendigkeit des Wohnraum-Projekts: Im Durchschnitt sind die Frauen und Männer bereits seit mehr als drei Jahren ohne feste Wohnung. Und fast alle sind überzeugt, nur mit einer Dauer-Adresse wieder Arbeit zu finden.

Renate Haußmann, die das Projekt entwickelt hat, möchte den Hinz & Künztlern möglichst in den Stadtteilen Wohnungen vermitteln, in denen sie sich zuhause fühlen. Viele haben als Magazin-Verkäufer an ihrem „Stammplatz“ erste Kontakte geknüpft. Nicht Marmorbad und Einbauküche machen für sie den Luxus einer Wohnung aus. Die meisten wünschen sich, laut Befragung, eine feste Bleibe „um ohne Angst einschlafen zu können“. win