: Ohne Abi an die Uni
Ihre Vorreiterrolle als einzige „Hochschule des Zweiten Bildungswegs“ hat die Hamburger „Hochschule für Wirtschaft und Politik“ inzwischen eingebüßt. In allen Bundesländern ist es heute möglich, auch ohne Abitur zu einer akademischen Ausbildung zu gelangen.
Doch die Wege dahin sind vielfältig. Schließlich liegt das Hochschulwesen in Länderkompetenz: Überall gelten andere Bestimmungen. Vor Aufnahme eines Studiums sollte man sich gründlich informieren.
Eines allerdings ist fast allen Bestimmungen gemein: Die Zulassung ist an eine abgeschlossene Berufsausbildung geknüpft. Auch über Berufserfahrung müssen die Bewerber meist verfügen. Beispielsweise können potentielle Studenten in Berlin die sogenannte fachgebundene Studienberechtigung erhalten. Mit Realschulabschluß und Meisterbrief, aber auch als staatlich geprüfter Techniker oder Betriebswirt darf man sich ebenso immatrikulieren.
Der Haken: Erst nach zwei Semestern Studium und erfolgreichem Scheinerwerb gelten Nichtabiturienten in Berlin als vollwertige Studenten. Und erst mit dem Diplom wird ihnen auch die allgemeine Hochschulreife zugesprochen. Ein solches Probestudium gibt es auch in Bremen und in Schleswig-Holstein.
In der Regel verzichten die Hochschulen bei ihren Aufnahmetests auf das Abfragen von gymnasialem Allgemeinwissen. Sie versuchen statt dessen, über Tests und Prüfungen die fachspezifische Studierfähigkeit herauszufinden. Ein Unterfangen, für das nicht immer objektive Kriterien angeführt werden können. In Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind Meister und Fachwirte von den Tests befreit. Keine Chance besteht jedoch für Nichtabiturienten, in Nordrhein-Westfalen ein Studium aufzunehmen, das mit einer Staatsexamensprüfung endet – wie etwa Jura, Medizin oder die Lehramtsstudiengänge.
Wer keinen Beruf vorweisen kann, hat es bei der Zulassung zum Studium schwer. Auch viele Abendschulen verlangen ihn als Vorbedingung. Diese Bildungseinrichtungen bieten einen zwar kostenlosen, aber auch sehr langen Weg bis zum Abi. Vorkurs, Einführung und Hauptkursphase können dreieinhalb bis vier Jahre Zeit in Anspruch nehmen. Ein anderer Weg führt über ganztägige Kollegschulen. Hier besteht bei einzelnen Fachrichtungen die Möglichkeit, nach Erlangung der Hochschulreife direkt zum Hauptstudium zugelassen zu werden – und somit in der Regel vier Semester Studium zu überspringen.
Nähere Informationen sind zu erhalten bei den Landesschulämtern und den Bildungs- und Wissenschaftsministerien der Länder. Beim Bundesinstitut für Berufsbildung in Berlin ist hierzu ein Buch erschienen. Ute Eschenbacher
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