piwik no script img

Das Warten auf den Ruhestand

Flughafen Fuhlsbüttel: Der geplante Bau der Lärmschutzhalle verzögert sich weiter. Der Krach der Turbinen-Probeläufe aber bleibt  ■ Von Gernot Knödler

Klaus Köhler will nicht schon wieder eine Kiste Wein spendieren müssen. Der Fluglärmschutzbeauftragte der Umweltbehörde hatte mit Horst Balzen vom Hamburger Dachverband der Bürgerinitiativen gegen Fluglärm (BIG) gewettet, daß mit dem Bau der neuen Lärmschutzhalle auf dem Flughafen Fuhlsbüttel noch 1997 begonnen werde – und verloren. Zwar ist Ende 1997 die Planfeststellung für die Halle beschlossen worden und Köhler überzeugt, daß der Schutzbau gegen Triebwerkslärm kommt. Auf einen Baubeginn 1998 wollte er aber nicht setzen. Aller Wahrscheinlichkeit nach Pech für Balzen. Der befürchtet inzwischen sogar, daß das Lärmschutzbauwerk gar nicht gebaut wird.

Die neue Halle soll verhindern, daß den Flughafen-AnwohnerInnen die Ohren abfallen, wenn die Lufthansa-Werft Triebwerke testet. Zur Zeit geschieht das im Freien, eine Tatsache, die die NachbarInnen stark belastet. Fünf Prozent aller Beschwerden über den Fluglärm im vergangenen Jahr bezogen sich laut Lärmschutzbericht auf Stand- und Bodenlärm. Eine sechsstündige Serie von Probeläufen führte erst kürzlich zu einer Kleinen Anfrage der GAL in der Bürgerschaft: 41 Minuten lang wurden die Triebwerke mit take-off-power getestet, sieben AnwohnerInnen beschwerten sich. „Es hat schon Leute gegeben, die wegen des Lärms einen Kreislaufzusammenbruch hatten“, berichtet Balzen vom BIG.

Daß die Halle noch nicht gebaut ist, liegt an der neuartigen Konstruktion, deretwegen immer neue Prüfungen ihrer Tauglichkeit gefordert worden sind. Zwar gibt es in Fuhlsbüttel bereits eine Halle für Testläufe aus den 60er Jahren. Doch für Jumbo-Jets wie die Boeing 747 oder die neue Boeing 777 ist eine völlig neue Technik nötig. Schräg gestellte Lamellen in den Schiebetoren sollen den gewaltigen Luftstrom der mehr als mannshohen Triebwerke aus der Halle leiten und gleichzeitig den Lärm schlucken.

Die Leute von der Lufthansa-Werft, die die Halle für viel Geld einmal mieten müssen, plagt nun die Sorge um die Maschinen. Die Konstruktion könnte dazu führen, daß der Luftstrom an den Triebwerken abreißt und die teuren Turbinen zerstört werden. Ihre Einwendungen führten zu der Auflage im Planfeststellungsbeschluß, daß die Konstruktion der Anlage mit den Triebwerksherstellern diskutiert werden muß. Dies geschieht derzeit.

Er habe keinen Zweifel daran, daß die Gespräche zum Erfolg führen werden, sagt der Fluglärmschutzbeauftragte Köhler. Schließlich sei keine Lärmschutzanlage auf der Welt vorher so eingehend untersucht worden wie diese. Köhler: „Was man tun konnte, um das Risiko zu minimieren, ist getan worden.“ Die Breite der Untersuchung sei einmalig, sagt auch Detlev Grube, der für die Grünen in der Lärmschutzkommission sitzt. Grube macht sich Mut: Der Koalitionsvertrag bestimme eindeutig, daß die Halle gebaut werden müsse.

Horst Balzen dagegen ist höchst skeptisch: „Das Verfahren ist klar: Wenn man sich nicht entscheiden will, prüft man.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen