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SPD präsentiert junge Kandidaten

■ Führung will die Liste mit neuen Gesichtern attraktiv machen

Die Bremer SPD setzt auf Verjüngung bei den nächsten Bürgerschaftswahlen im kommenden Juni. Und wenn es nach den fünf KandidatInnen geht, die gestern mit dem allerhöchsten Segen von Bürgermeister Henning Scherf, vom Parteivorsitzenden Detlev Albers und Fraktionsvorsitzenden Christian Weber vorgestellt wurden, würde mit der Verjüngung auch die Politik einen deutlichen Wechsel erfahren.

Der Ostertorsteinweg wäre verkehrsberuhigt worden, wenn es nach ihr gegangen wäre, erklärte die Kandidatin Uta Krause (32), Kinderspielplätze dürfen nicht verkauft werden. Die Stadtplanung müsse nicht nur auf Gewerbegebiete und neue Straßen setzen, sondern müsse auch auf die Lebensqualität der Bevölkerung achten. Dafür müßten Freiflächen auch mal erhalten bleiben. Das Überseehafenbecken hätte nicht zugeschüttet werden sollen, „das war keine gute Entscheidung“, die Innenstadt sollte nicht für mehr Autos geöffnet werden, sondern für mehr ÖPNV, erklärte Lars Jeschke (29).

„Diese Tierexperimente sind nicht zu rechtfertigen“, findet Mario Käse (32), der als Biotechnologe an der Uni arbeitet, weil sie nur der Grundlagenforschung und nicht klar definierten medizinischen Zielen diene. Martin Günthner (22) aus Bremerhaven findet, daß das Häfenressort ganz nach Bremerhaven hätte verlegt werden müssen und nicht nur ein Torso des Ressorts. Und Thomas Ehmke, erfahrener GSV-Schülervertreter und mit 20 Jahren der Benjamin unter den jungen Leuten, die auf die SPD-Liste zu den Bürgerschaftswahlen kommen sollen, findet „Schulsponsoring“ falsch und den Verkauf der Schule Holterfeld und falsch, daß „viel zu wenig passiert“ in der Bildungsbehörde.

Als politische Erneuerer oder „junge Wilde“ wollen die fünf sich aber nicht verstehen. Lächelnd nahm Ehmke zur Kennntis, daß der Fraktionschef Weber prognostizierte, in der neuen Fraktion würde Ehmke sicherlich eine flammende Rede für den Verkauf des Schulzentrums halten. Das Partei-Establishment fürchtet die Verjüngung offenbar nicht, eher schon KanditInnen im Mittelfeld, die durch die neue Konkurrenz von ihren Plätzen verdrängt werden könnten. Insbesondere in der Neustadt muß Thomas Ehmke befürchten, nicht nominiert zu werden, weil der Ortsverein Renate Möbius in der Bürgerschaft sehen will. „Wir können eben nicht auf zwanzig Jahre aktive Ortsvereinsarbeit verweisen“, sagte einer der Jungen, und das gilt bei den Nominierungen an der Basis immer noch mehr als das Profil eines Seiteneinsteigers.

Das Trio Scherf, Weber und Albers hatte schon Ende Juli an die Ortsvereine geschrieben, im Altersdurchschnitt der derzeitigen Fraktion gebe es keinen mehr unter 35, 60 Prozent der Fraktion seien 50 Jahre und älter. „Die Bevölkerung erwartet von uns, daß wir auch Jüngere in der Liste aufstellen“, erklärte Scherf gestern sein Engagement.

Er selbst will seinen Stuhl aber nicht freimachen für Jüngere, erklärte er auf Nachfrage, da er von einem Stimmenzuwachs für die SPD ausgehe. Es ginge eher darum, wer die zusätzlichen Plätze einnehmen könne. K.W.

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