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„Über Pädagogik haben wir später nachgedacht“

■ Vor 30 Jahren starteten die ersten Kinderläden ohne Konzept, doch bald knallte es. Spätere Kita-Generationen stritten sich übers Biogemüse. Fachtagung zum historischen Jubiläum

„Wir wollten nicht, daß unsere Kinder im städtischen Kindergarten erzogen werden, aber etwas anderes gab es damals nicht – also haben wir uns zusammengetan“, erzählt Jana Droste, die in ihrem riesigen Hemd mit dem bunten Tuch ein bißchen hippiesk aussieht. „Inzwischen ist das aber eine ganz etablierte Geschichte.“ Was Droste im Zeitraffer über die Gründung des Kinderladens Kängeruh erzählt, spielt nicht 1968 in Westberlin.

Droste hat 1989 den ersten Dresdener Kinderladen mitbegründet. Dieser ist einer von vier jungen Elterninitiativen, die sich am Wochenende auf der Fachtagung „Freiheit bis zum Abwinken? 30 Jahre Kinderladenbewegung – und wie weiter?“ dem Publikum vorstellten.

Etwa 80 Alt- und NeuaktivistInnen, ErzieherInnen, VertreterInnen aus Wissenschaft und Politik waren am Wochenende der Einladung des Potsdamer Kita-Museums gefolgt, um über die Kinderläden von damals und heute zu diskutieren. Wenn es auch bei den einzelnen Programmpunkten der Fachtagung nicht im Mittelpunkt stand, klar wurde: Die Kinderläden stecken in der Krise. Nicht nur in Berlin, wo es heute über 600 sogenannter „Eltern-Initiativ-Kindertagesstätten“ (EKT) gibt, wird es immer schwieriger, genügend Kinder zu finden. „In vielen Einrichtungen – auch in städtischen Kitas, die ja auch ganz okay sind – sind inzwischen Plätze frei, und gleichzeitig sind die Eltern immer weniger bereit, sich in den Alltag des Kinderladens einzubringen“, beklagt eine Kreuzberger Erzieherin die Mißstände.

Die Finanzen sind ein weiteres Problem, weiß Jutta Blaschke vom Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKS). Dieser steckt seit Monaten in zähen Finanzverhandlungen mit dem Berliner Senat: „Wenn der sich durchsetzt, bleiben viele Läden auf der Strecke“, befürchtet Blaschke.

AktivistInnen der ersten Stunde verblüfften einen Teil der jungen TagungsteilnehmerInnen mit der Klarstellung, daß die Revolutionierung der Erziehung nicht das primäre Ziel der Kinderladenbewegung war.

„Das entscheidende war, daß ich das Kind los war“, sagte Erika Soukup, eine der ersten Kinderladenmütter, „und das ich endlich machen konnte, was auch wichtig war“. Sie meinte das politische Engament in der Studentenbwegung damit. Doch in eine normale Kindertagesstätte wollte Soukup ihren Sohn nicht stecken: „Das habe ich 1965 versucht“, sagt sie und erinnert sich, wie ihr Sohn nackt ausgezogen, auf eine Theke gelegt und mit Anstaltkleidung neu angezogen wurde. Das Kind war ständig krank, schnell wurde klar, daß es in der Kita nicht bleiben kann.

„Über Pädagogik haben wir erst viel später nachgedacht“, sagt auch Reinhardt Wolff, ein Kinderladenvater, der heute Professor an der Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialpädagogik ist. Und stets betont er, wie stark die Kinderladenbewegung in den Folgejahren die pädagogische Debatte in der ganzen Bundesrepublik aufgemischt habe.

Doch dann erzählen die beiden, was alle erwartet haben: von wöchentlichen Elternabenden, nächtelangen Diskusionen über Sexualverhalten und Sauberkeitswahn, von der Bedeutung der Gruppe für alle Beteiligten: „Das war so intensiv, daß es ständig knallte“, erinnert sich Soukop.

Auch politisch motiviert, aber viel pragmatischer und bescheidener, seien die Eltern ihrer Generation gewesen, erinnert sich Christa Preissing, die 1983 eine EKT in Berlin gründete: „Wir haben diskutiert, ob ein Kind Gemüse essen oder schlafen muß“, sagt sie. „Dabei stand aber dieselbe Frage wie früher im Mittelpunkt: Wie wollen wir die Kinder erziehen?“ Dies war auch die Kernfrage, warum sich die Dresdener Eltern gegen den streng reglementierten DDR- Kindergarten entschieden. Jana Droste: „In vielen Fällen wissen die Kinder selbst, was gut für sie ist und dann sollen sie auch entscheiden.“ Sabine am Orde

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