Verbale Ohrfeige Al Gores für Mahathir

■ US-Vizepräsident fordert demokratische Reformen in Krisenländern

Kuala Lumpur (dpa) – US-Vizepräsident Al Gore hat am Vorabend des heute in Kuala Lumpur beginnenden asiatisch-pazifischen Gipfels (Apec) demokratische Reformen in den asiatischen Krisenländern gefordert. Ausdrücklich unterstützte Gore, der Bill Clinton beim Gipfel vertritt, die Reformbewegung in Malaysia, die nach der Entlassung des früheren Vizepremiers Anwar Ibrahim entstanden ist.

Obwohl Gore den Fall Anwar nicht erwähnte, wurde die Rede am Abend als deutliche „Ohrfeige“ für den Gastgeber des Gipfels, Malaysias Premier Mahathir Mohamad, verstanden. „Wir hören den Ruf nach Demokratie, nach ,Reformasi‘ (Reform) auch hier, unter den tüchtigen Leuten Malaysias.“ Weiter sagte Gore: „Jede Regierung, die Informationen unterdrückt, unterdrückt auch das ökonomische Potential im Informationszeitalter.“ Am Sonntag war bereits US-Außenministerin Madeleine Albright demonstrativ mit Anwars Frau zusammengetroffen. Ihm wird derzeit wegen Korruption und angeblicher homosexueller Aktivitäten der Prozeß gemacht. Er sieht sich als Opfer einer politischen Verschwörung seines früheren Mentors Mahathir. Ihm drohen 20 Jahre Haft.

Zur Überwindung der Asienkrise kündigte Gore gestern ein US-Finanzpaket von zusätzlichen fünf Milliarden Dollar an. Je eine Milliarde Kredithilfe soll an Thailand, Indonesien und Korea gehen, zwei Milliarden sollen Investitionen in Asien allgemein fördern.