Phantom der Medien

Medienzentrum am Holstenbahnhof geplatzt. Investoren machen Rückzieher. 400 neue Arbeitsplätze werden nicht geschaffen  ■ Von Sven-Michael Veit

Es gibt kein Happy-End. Das Medienzentrum am Holstenbahnhof, sozusagen schräg gegenüber der Neuen Flora, in der allabendlich das Phantom der Oper gegeben wird, droht, eine Investitionsruine zu werden. Denn die Münchener Firmen „Plaza Synchron“ und „Soft Research“ wollen das Gebäude „definitiv nicht nutzen“. Etwa 4000 Quadratmeter speziell konstruierter und schallgedämpfter Synchronstudios stehen damit leer. Das Schicksal des Rohbaus, an dem seit eineinhalb Jahren gewerkelt wird, ist somit völlig offen.

Von den „mindestens 400 hochqualifizierten Arbeitsplätzen in der Medienbranche“, die sich der damalige Stadtentwicklungs- und heutige Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) erhoffte, wird vermutlich kein einziger geschaffen werden. „Das ist eine wirklich schlechte Nachricht“, bedauerte gestern Mirows Sprecher Bernd Meyer.

„Plaza Synchron“, eine Tochter des größten europäischen Film-Moguls Leo Kirch, und „Soft Re-search“ hatten 1996 zusammen mit der Hamburger „Wirtschaftsconsult Lukas & Partner GmbH“ eine gemeinsame Firma gegründet, die das 40 Millionen Mark teure „Mediencenter Holstenplatz“ bauen und verwalten sollte. Jetzt stiegen die beiden Firmen aus. „Die Parameter“ auf dem deutschen Markt für Film- und Fernseh-Synchronisationen hätten sich „dramatisch verschlechtert“, so die Begründung. Für die Studios am Holstenbahnhof gebe es keinen Bedarf mehr. „Die haben eine juristische Regelungslücke eiskalt ausgenutzt“, bestätigt einer, der das Vertragswerk kennt, „und lassen Lukas auf dem leeren Bau sitzen.“

Der Wirtschaftsconsulter aus der City Süd war gestern für die taz nicht zu sprechen. Er habe bereits, so munkeln eingeweihte Kreisen, Gespräche mit potentiellen Mietern geführt. Angeblich soll die Deutsche Bahn Interesse „an 2000 bis 2500 Quadratmetern“ bekundet haben. Auch Lukas & Partner erwägen offenbar, selbst an den Holstenbahnhof umzuziehen, um den Schaden in Grenzen zu halten. Neue Arbeitsplätze, von denen Senator Mirow träumte, werden dadurch aber nicht geschaffen.

„Das ist wirklich dumm gelaufen“, kommentiert der SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Altona, Horst Emmel, „diese Malaise.“ Er sei fest davon ausgegangen, daß „diese Ansiedlung den Medienstandort Hamburg und speziell Altona stärkt“. Aber nun müsse er zugeben, daß „der Traum geplatzt ist“. Was mit dem halbfertigen Bau geschehe, liege nicht in der Hand des Bezirks: „Da muß Lukas sehen, wie er klarkommt.“

Der grüne Fraktionschef Olaf Wuttke spöttelte gestern über „den wirtschaftlichen Sachverstand der sozialdemokratischen Art“. Altonas GAL hatte nie an das Medienzentrum geglaubt und sich 1996 geweigert, dem Bauvorhaben zuzustimmen. Das taten dafür SPD und CDU, wodurch die damalige rot-grüne Koalition fast geplatzt wäre. „Wir haben gewarnt“, so Wuttke, „nun haben wir recht behalten. Schön ist das in diesem Fall nicht.“