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Zwischen Denkmal und Superdom

■ Das Berliner Olympiastadion bröckelt seit Jahren vor sich hin. Jetzt fällt die Entscheidung für den Umbau in eine multifunktionale Arena

Berlin (taz) – In einer konzertierten Runde aus Vertretern des Senats, des Bundes und der Sportverbände fällt heute die Entscheidung über die Sanierung des Olympiastadions. Die marode Arena aus dem Jahr 1936, die den modernen Anforderungen einer Sportstätte nicht mehr genügt, soll zu einem multifunktionalen Stadion umgebaut werden. Klar ist, daß in der in die Jahre gekommenen einstigen Nazi-Arena weiterhin Fußball- und Leichtathletikveranstaltungen stattfinden werden. Offen dagegen ist, welches Umbaukonzept zum Tragen kommen und wie die Finanzierung der 500 Millionen Mark teuren Umbaukosten aussehen soll. Das Land und der Bund hoffen, daß sich private Finanziers an den Kosten beteiligen.

Zur Entscheidungsfindung liegen dem Senat zehn Entwürfe von Architekten und Investoren vor, von denen vier Planungen in die engere Wahl genommen wurden. Deren Konzepte richten sich, wegen der Auflagen des Denkmalschutzes, der den weitgehenden Erhalt des Olympiastadions vorschreibt, hauptsächlich auf die Neugestaltung des Innenraums: Zusätzliche Tribünen sollen näher an das Spielfeld herangerückt werden, um die Zuschauerkapazität von 75.000 auf insgesamt 90.000 Plätze zu erhöhen. Eine komplette Überdachung soll die Besucher vor Regen schützen. Außerdem ist vorgesehen, die Sitzbänke zu erneuern sowie VIP- und Medienbereiche in das Oval zu integrieren.

Besonderes Interesse hat bislang das Konzept von Berliner Architekten gefunden, die mittels einer hydraulischen Technik die Spielfläche anheben beziehungsweise absenken wollen. Bei Fußballspielen würde dabei der Rasen um einige Meter tiefer in die Erde gelassen, so daß für einen dritten Zuschauerrang in Höhe der Aschenbahn Raum geschaffen würde. Bei Leichtathletikfesten soll die Fläche dagegen wieder angehoben und die Sitzreihen eingefahren werden.

Die größten Chancen zur Realisierung werden jedoch den Plänen des Hamburger Architekten Meinhard von Gerkan sowie dem Stuttgarter Büro Deyle/Bung eingeräumt. Gerkans Entwurf, so die Sportverwaltung, erfülle „nicht nur alle Ansprüche für ein modernes Stadion, sondern könne auch bei laufendem Spielbetrieb des Bundesligisten Hertha BSC“ umgesetzt werden. Das Konzept sieht vor, die Tribünen steiler anzuordnen – damit können mehr Zuschauer Platz finden – und eine kleine transparente Dachkonstruktion zu errichten. Ebenfalls praktikabel erscheint der Deyle/ Bung-Plan, der für das Spielfeld eine Überdachung vorsieht, die sich komplett schließen und öffnen läßt. Rolf Lautenschläger

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