Unterm Strich

Neulich in der Abteilung K des Staatsministers Naumann: „Hat hier irgend jemand mal die Telefonnummer von Stephen Spielberg? Irgendwo muß sie doch sein.“ Gefunden hat sie aber niemand. Stephen Spielberg wartet immer noch auf einen Anruf, um einen Teil der Shoah-Stiftung in Berlin einzurichten, berichtet der Stern per Spielberg-Interview in seiner neuen Ausgabe. „Ich fände es wunderbar, wenn ich dazu beitragen könnte. Ich wäre sehr glücklich, wenn die Berliner Gedenkstätte etwa zur sechsten Dokumentationsstätte der Shoah Foundation erklärt werden könnte“, sagte Spielberg. „Gefragt hat mich aber noch niemand. Ich hoffe sehr, von Herrn Naumann zu hören. Aber wenn ich ihn anrufe, setze ich ihn zu stark unter Druck, finde ich. Er müßte mich anrufen.“

Die Shoah-Stiftung hat inzwischen 49.468 Interviews mit Überlebenden des Holocaust geführt und ihre Zeugnisse auf Video aufgezeichnet. Der Regisseur würde in dem neuen Berliner Dokumentationszentrum viele Meditationsräume mit Fernsehschirmen schaffen, auf denen die Besucher die Erzählungen der Überlebenden auf Video abrufen können. Es solle ein Ort sein, an dem die Menschen sich in Gedanken verlieren können. An dem sie sich inspirieren lassen von den Worten der Überlebenden, sagte Spielberg. „Wissen Sie, die Deutschen neigen dazu, sich in einem Vakuum von Scham, Bedauern und Schuld zu isolieren. Sie müßten sich umschauen: Auch andere Völker sind zu weit gegangen und haben das Böse über das Gute gestellt.“ Daß er das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen habe, „zeigt, wieviel wir geschafft haben: Deutschland ist heute ein Ort geworden, an dem ihr mich ehrt und nicht umbringt.“

Antje Vollmer und der Musikwissenschaftler Jiři Fukač erhalten in diesem Jahr den Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung. Die undotierte Auszeichnung wird am 30. November in Hamburg verliehen. Mit dem Preis des Adalbert Stifter Vereins München und der Bernard-Bolzano- Stiftung werden Vollmers und Fukač' Verdienste für die Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen und für die Verbesserung der Zusammenarbeit gewürdigt. Der Preis wird seit 1994 verliehen. Zu den früheren Preisträgern gehört auch Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker.