■ Cash & Crash
: Fusion von Truthahn und Spätzle

Berlin (taz) – Liebe soll ja durch den Magen gehen. Vielleicht wirkt das auch bei den Angestellten von Daimler und Chrysler, die sich trotz unterschiedlicher Mentalitäten und Arbeitsabläufe ab sofort vertragen sollen. Mit einem großen Festessen wurde die Vollendung der Fusion der beiden Autokonzerne am Montag abend begangen. Die Detroiter bekamen Spätzle und danach Strudel. Für die Stuttgarter gab es Turkey, Truthahn.

Damit die 428.000 Mitarbeiter nicht vergessen, für wen sie jetzt arbeiten, erhielt jeder einzelne von ihnen eine Swatch-Uhr mit dem neuen Firmennahmen DaimlerChrysler auf dem Zifferblatt. Damit die Aktionäre nicht vergessen, wessen Anteile sie halten, können sie seit gestern neu designte Wertpapiere erhalten, auf denen die Köpfe von Karl Benz, Gottlieb Daimler und Walter Chrysler prangen.

Die neuen DaimlerChrysler- Aktien stießen gestern in Frankfurt auf lebhafte Nachfrage. Seit August hatten im Zuge der weltweiten Finanzkrise sowohl die Daimler-, als auch die Chrysler- Aktien an Wert verloren. Doch seit einem Monat steigen die Kurse wieder.

Gestern eröffnete der neue Wert in Frankfurt mit einem Kurs von 142,20 und zog bis Mittag auf 143,10 Mark an. Erst um 16 Uhr MEZ folgte der Handel an der Wall Street. Dort durften die beiden, zunächst gleichberechtigten Chefs des neuen Megakonzerns, Jürgen Schrempp und Bob Eaton, mit dem traditionellen Klingeln der Glocke den Handel eröffnen.

An der Frankfurter Börse ist DaimlerChrysler ein so großer Brocken, daß allein dieser Wert 13 Prozent des Deutschen Aktienindexes Dax ausmacht, obwohl darin insgesamt 30 Unternehmen vertreten sind. 1,3 Millionen Aktionäre teilen sich weltweit knapp eine Milliarde DaimlerChrysler-Aktien, jeder Aktionär wird in einem Aktienbuch namentlich geführt. Solche Namensaktien entsprechen der US- Gepflogenheit. Nicola Liebert