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Autonom lehren

■ Autonomie als Chance? Schuldebatte in der Bürgerschaft ohne Reformeuphorie

Wenn's um die Gesamtschule geht, läßt Günter Frank sich von niemandem überholen. Zeitgleich zu den Demonstrationen der Hamburger Gesamtschulen debattierte die Bürgerschaft gestern über die von der GAL gestellte Frage, ob „Hamburg autonome Schulen“ brauche. Der schulpolitische Sprecher der SPD nutzte die Gunst der Stunde, um „keinen Zweifel daran zu lassen, daß die Gesamtschulen die Grundlage sozialdemokratischer Bildungspolitik sind und bleiben“. Sie seien „lebendig und innovativ“ und würden sich „sinnvollen Sparvorschlägen gewiß nicht verweigern“, schloß Frank seine kostenlose Laudatio, die mit dem Thema nichts zu tun hatte.

Völlig zu Recht, wenn man dem CDU-Abgeordneten Wolfgang Beusz glauben darf. Die Frage, ob Schulen mehr Autonomie von der Behörde bräuchten, sei „eine Diskussion zur Unzeit“. Die rot-grüne Koalition wolle damit nur „von den wahren Problemen der Hamburger Bildungspolitik ablenken“. Die Sicherung des Unterrichts sei gefragt, forderte Beusz, „nicht überflüssige Reformeuphorie“. Es sei höchste Zeit für einen wirklichen „Dialog zwischen allen Beteiligten und der Senatorin“. Schulsenatorin Rosemarie Raab (SPD) müsse endlich aufhören, auf das „Prinzip von Befehl und Gehorsam“ zu setzen, sondern müsse sich „diesem Dialog stellen“.

Das tat sie gestern zwar nicht, aber sie versicherte der Bürgerschaft, daß ihr „die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Schulen“ am Herzen liege. Regelungen für mehr Rechte der Kollegien bei der Personalauswahl und bei der Budgetverteilung würden zur Zeit erarbeitet und „hoffentlich schon bald umgesetzt“. Ihre Ziele dabei, so Raab, seien völlig klar: „Schulautonomie in staatlicher Verantwortung und Chancengleichheit für alle SchülerInnen“.

Für die grüne Lehrerin Christa Goetsch ist „Autonomie die einzige Chance, knappe Kassen ohne Stagnation zu überstehen“. Nur dadurch könne es einen „größeren finanziellen und pädagogischen Gestal-tungsfreiraum“ geben. Dies sei „angesichts der knappen Kassen die einzige Chance, das Bildungsniveau zu halten“. Von Verbesserungen sprach die grüne Schulexpertin nicht. Sven-Michael Veit

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