: Herrad Schenk
Nach elf Jahren Leben in einer Wohngemeinschaft beschließt ein Paar, sich in einem kleinen Dorf bei Freiburg ein altes Haus herzurichten. Das Restaurieren des über dreihundert Jahre alten Gebäudes kostet unendlich viel Mühe, Zeit und Geld.
Das Haus wird zum Symbol ihrer Gemeinsamkeit; es repräsentiert lange geleugnete, erst spät eingestandene Sehnsüchte. Doch nur zwei Jahre leben sie darin zusammen; dann stirbt der Mann, nachts, an einem Herzinfarkt, im Alter von 56 Jahren.
Herrad Schenk, Roman- und Sachbuchautorin, Jahrgang 1948, hat jetzt ein Buch darüber geschrieben, Titel: „Das Haus, das Glück und der Tod“.
Es ist ein autobiographischer Bericht, ein „Überlebensbuch“, wie die Autorin selbst sagt. Es bewegt sich auf der Schwelle zwischen großer Nähe zu dem Ereignis und dem Versuch der Distanzierung davon.
Diese beiden Ansätze drücken sich in der Komposition des Buches aus: Es gibt eine Gegenwartsebene des erzählenden Ichs und verschiedene Vergangenheitsebenen; es endet mit dem Endlich-Begreifen-Wollen des Todeserlebnisses.
Auf diese Weise entfernt es sich von einer bloß tagebuchartigen Lektüre – und ermöglicht beim Lesen sowohl Identifikation als auch Reflexion.
Der Tod ist in unserem Denken heute nicht mehr vorgesehen – heißt die These der Autorin. Und wenn er eintritt, glauben wir, ihn durch Fehlverhalten selbst herbeigeführt zu haben. Eine typische Wahnvorstellung der Moderne – meint Herrad Schenk.
Annette Garbrecht, 51 Jahre, früher Redakteurin bei der taz.Hamburg, nun freie Journalistin und Buchautorin in Hamburg, hat Herrad Schenk in Pfaffenweiler (Baden-Württemberg) besucht und mit ihr über das Buch und über das Verständnis des Todes in unserer Gesellschaft gesprochen.
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