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Staatsfernsehen hat keine Bilder mehr

■ Rußlands Staats-TV abgeknipst. Weil es die Kommunisten kritisierte?

Rußlands Fernsehanstalt ORT sendete gestern auf Sparflamme. Die Mittagsnachrichten, sonst zwanzig Minuten lang, schrumpften auf drei Minuten: „Wegen finanzieller Schwierigkeiten“, erklärte die Moderatorin vor starrer Kulisse. Seit Tagen fehlen Mittel, Reporter loszuschicken. Rußlands größter Sender, der 98 Prozent der Russen sowie alle GUS-Länder erreicht und ein mächtiges Instrument der Propaganda ist, steht vor dem finanziellen Aus.

Mit 51 Prozent ist der Staat Mehrheitsaktionär bei ORT, 11 Prozent gehören dem berüchtigten Finanzoligarchen und Medientycoon Boris Beresowski. Seit drei Jahren habe der Staat keinen einzigen Rubel dem Sender überwiesen, sagte Generaldirektor Igor Schabdurasulow. Dessen Büro hatten Vollzugsbeamte und Gerichtsvollzieher schon am Mittwoch heimgesucht, um das Sendereigentum aufzulisten.

Der Streit geht um vier Millionen US-Dollar, die ORT einem anderen Staatsunternehmen für Übertragungskosten schuldet. Gewöhnlich sind Staatseinrichtungen in Rußland in solchen Dingen recht erfinderisch. Selten knipst man dem Partner gleich das Licht aus. Schließlich sitzen im krisengeschüttelten Moskau alle im gleichen Boot. Man läßt sich Zeit, und auch die Gerichte überschlagen sich nicht in ihrem Dientseifer.

Beobachter argwöhnen, die kommunistische Opposition, die zeitgleich eine umfangreiche Zensur beim Staats-TV verlangte, versuche den ungeliebten Journalisten den Strom abzudrehen. Rußlands TV-Anstalten hatten der rot- braunen Opposition wegen rassistischer und antisemitischer Hetze den Krieg erklärt. Beresowski verlangte gar ein Verbot der KP. In der Retourkutsche sitzen nun offenbar deren Sympathisanten in der Justiz. Klaus-Helge Donath

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