: „Doktor Tod“ fordert US-Justiz heraus
■ Mit der Ausstrahlung eines Sterbehilfevideos will Mediziner Kevorkian die Debatte fördern
New York (AFP) – Mit einer Provokation hat der als „Doktor Tod“ bekannte Arzt Jack Kevorkian die US-Justiz herausgefordert: In seinem Auftrag zeigte der renommierte Fernsehsender CBS am Sonntag ein Video, in dem der Arzt einem 52jährigen unheilbar kranken Patienten die Todesspritze setzt. Das CBS-Nachrichtenmagazin „60 Minutes“ leitete den Beitrag mit den Worten ein: „Was Ihnen ,60 Minutes‘ heute abend zeigt, könnte Kevorkian am Montag ins Gefängnis bringen.“ Nach Angaben von CBS hatte der Sterbehelfer dem Sender das Video mit der Begründung übergeben, er wolle auf diese Weise seine Festnahme provozieren und die öffentliche Debatte über Sterbehilfe fördern. Wegen der Sendung droht ihm eine Mordanklage.
Vor der Ausstrahlung hatte es in den US-Medien eine erregte Debatte über das Für und Wider gegeben. Einige Experten meinten, die Ausstrahlung zeuge von schlechtem Geschmack, andere hielten die Sache für durchaus berichtenswert. „Ich muß sie zum Handeln zwingen“, sagte der 70jährige frühere Pathologe in der Sendung. „Sie müssen mich anklagen, denn wenn sie das nicht tun, bedeutet das, daß sie das nicht für ein Verbrechen halten. Mehr Beweismaterial brauchen sie ja wohl nicht.“ Nach Auffassung des Mediziners ist es Pflicht jedes Arztes, den Wunsch eines leidenden Menschen nach dem Tod zu erfüllen. Deshalb leistete er in den vergangenen acht Jahren über 120 Menschen Sterbehilfe. Wegen seines umstrittenen Engagements mußte Kevorkian sich bereits mehrfach vor Gericht verantworten. Seit 1994 wurde er dreimal freigesprochen, ein vierter Prozeß wurde ergebnislos beendet, weil sich die Geschworenen nicht einig waren.
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